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Kabul entmilitarisiert

Afghanische Truppen verlassen Kabul. Wiederaufbau ist Berliner Entwicklungsministerium 2 Millionen Euro wert

BERLIN afp/dpa/ap ■ Der Rückzug der afghanischen Truppen aus der Hauptstadt Kabul ist gestern ohne Zwischenfälle angelaufen. Nach Einschätzung des örtlichen Polizeikommandanten sollte die im Petersberger Abkommen festgelegte Entmilitarisierung Kabuls möglichst im Lauf des Tages abgeschlossen sein.

Die US-Streitkräfte haben gestern damit begonnen, Taliban-Gefangene zum US-Stützpunkt Guantanamo in Kuba transportieren. Die ersten 20 Gefangenen wurden unter nahezu unmenschlichen Bedingungen gehalten. Sie sind angekettet und werden von ihren Bewachern gefüttert. Ihr rechtlicher Status ist völlig ungeklärt. Als Kriegsgefangene werden sie von den USA nicht anerkannt. Und als Kriminelle nicht vor ein ordentliches Gericht gestellt. Insgesamt wollen die USA auf diese Weise rund 2000 Taliban-Kämpfer nach Kuba bringen.

Die Bundesregierung stellt der afghanischen Übergangsregierung 2 Millionen Euro bereit. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zufolge soll deren Arbeitsfähigkeit damit gesichert werden. Deutschland sei eines der ersten Geberländer, das in den Afghanistan Interim Authority Fund einzahle.

Die Internationale Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) in Kabul umfasst bereits 1.000 Soldaten, in der Mehrheit Briten. Die hundert deutschen und niederländischen ISAF-Soldaten hofften, gestern Nacht nach Kabul aufbrechen zu können. Für den EU-Sonderbeauftragten für Afghanistan, Klaus Klaiber, ist eine Ausweitung des UN-Mandats für die Isaf über Kabul hinaus nicht vom Tisch. Die derzeitige Begrenzung sei zunächst gut, so Klaiber. In einigen Monaten „müssen wir aber prüfen, ob das ausreicht, und dann muss die UNO neu beraten“. Gestern bestätigte das Pentagon, dass alle sieben Insassen der am Tag zuvor abgestürzten US-Militärmaschine tot geborgen wurden.

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