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Deutsche Vorhut in Kabul

Zweites Kontigent soll Montag starten. Nordallianz räumt Kabul. Opfer von möglichem Taliban-Massaker entdeckt

KABUL/BERLIN ap/afp/dpa ■ Mit zweitägiger Verzögerung ist das deutsch-niederländische Vorauskommando der Afghanistan-Schutztruppe in Kabul eingetroffen. Die Soldaten landeten gestern Morgen auf dem Flughafen Bagram nördlich von Kabul. Der zweite Teil des deutschen Vorauskommandos wird nach Angaben von Verteidigungsminister Rudolf Scharping am kommenden Montag starten. Die Hauptkräfte der bis zu 1.200 deutschen Soldaten werden Anfang Februar nach Afghanistan verlegt. Dem Vorauskommando gehören 70 deutsche und 30 niederländische Soldaten an. Davon blieben allerdings wegen Engpässen bei der Transportkapazität vorerst 40 Soldaten im türkischen Umsteigeflughafen Trapzon zurück, auf dem das Kommando zwei Tage wegen Unwetters festgesessen hatte.

Ein heftiges Feuergefecht am US-Stützpunkt in Kandahar unterstrich gestern die anhaltende Gefährlichkeit der Lage. Nach amerikanischer Darstellung griffen 8 bis 14 Personen, die mit Sturmgewehren bewaffnet waren, das Flugfeld von drei verschiedenen Seiten an. Verletzt wurde auf beiden Seiten offenbar niemand. Von den Angreifern fehlte nach Angaben von US-Sprechern anschließend jede Spur.

Aus Kabul wird derweil berichtet, dass sich zwischen 5.000 und 6.000 Soldaten der Nordallianz in den vergangenen drei Tagen aus der afghanischen Hauptstadt zurückgezogen haben. „Weitere Soldaten werden in der nächsten Woche abziehen“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.

Nach Angaben der Muslimorganisation Hesb-i-Wahadat sind in einem Tal im Westen Afghanistans Leichenteile gefunden worden, die offenbar von einem Massaker der Taliban an 72 mutmaßlichen Oppositionellen stammen. Sie seien 1999 gefangen genommen und später ermordet worden.

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