Grüne wollen sich allein profilieren

Niedersachsen-Grüne halten Koalitionsfrage offen. „Grün pur“ heißt das Wahlmotto. Distanz zur SPD

HANNOVER taz ■ Gerade rechtzeitig zur Kür des Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber haben die Grünen in Niedersachsen ungewohnte Sympathien für die Union entdeckt. Die Vorsitzenden des Landesverbandes Heidi Tischmann und Jan Henrik Horn nahmen in einem Ausblick auf das niedersächsische Doppelwahljahr 2002 gemeinsam Abschied vom Lieblingskoalitionspartner SPD. Im kommenden Landtagswahlkampf, der in Niedersachsen bald nach der Bundestagswahl (22. September) beginnen wird, will das Vorsitzendengespann für „Grün pur“ werben.

Man wolle diesmal ohne Koalitionsaussage für die SPD in den Wahlkampf gehen, sagten Tischmann und Horn übereinstimmend in Hannover. Nach dem Wahltag, der nach der Landesverfassung zwischen Anfang Dezember 2002 und Ende Februar 2003 liegen musse, wolle man mit allen eventuellen Koalitionspartnern Gespräche führen und anschließend auf Grundlage inhaltlicher Übereinstimmungen entscheiden, sagten die beiden Vorsitzenden.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag Rebecca Harms, die Ende des Jahres erneut als Spitzenkandidatin in Niedersachsen antreten soll, schloss zwar in den vergangenen Tagen mehrfach ein schwarz-grünes Bündnis auf Landesebene aus. Tischmann und Horn legten dennoch Wert auf Distanz zur SPD, die in Niedersachsen seit über acht Jahren mit absoluter Mehrheit regiert.

Zwar gebe es zur Zeit mehr inhaltliche Übereinstimmungen zwischen Grünen und SPD, sagte Horn. Mit den Worten man solle „niemals nie sagen“, hielt der Landesvorsitzende jedoch den Weg zu einem schwarz-grünen Bündnis offen.

Die Landesvorsitzende Heidi Tischmann, die mit der Landtagswahl erstmals ein Abgeordnetenmandat anstrebt, erklärte zum Wahlziel, die absolute Mehrheit der SPD zu brechen, das 7-Prozent-Ergebnis der Grünen von 1998 zu verbessern und erneut drittstärkste Kraft in Niedersachsen zu werden.

JÜRGEN VOGES