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Stressfrei ins neue Leben

■ Wenn das Baby kränkelt: Krankenhaus bietet auch jungen Eltern Unterschlupf

Frühchen Paul liegt gut versorgt auf der Intensivstation der Kinderklinik Nord und schläft. Wird er wach, empfängt ihn seine Mutter, kuschelt, redet und stillt ihn alle drei Stunden. „Das ist ganz wichtig für die Entwicklung von Babys“, betont Renate Bolius, die zuständige Pflegedienstleiterin. Besonders Frühgeborene oder kranke Kinder, die nicht gleich nach Hause dürfen, brauchen intensiven Kontakt zu einem Elternteil.

Damit dies auch im Krankenhausalltag rund um die Uhr möglich ist, gibt es im Heidberg-Klinikum seit einem Jahr spezielle Elternräume. Dort können Müter und Väter bis zu drei Monaten – so lange müssen Frühgeburten längstens stationär behandelt werden – kostenlos wohnen. „Wir haben damit bisher sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Bolius. „Viele Eltern wollen möglichst viel Zeit bei ihrem Kind verbringen. Doch wer stundenlang am Krankenbett wacht, muss sich ab und zu zurückziehen, um neue Kräfte zu schöpfen.“

Dafür sind die Räume im Dachgeschoss der Kinderklinik ideal: Ausgestattet mit kleiner Küche, Duschmöglichkeiten, einem Spielraum und bis zu neun Schlafplätzen ersetzen sie das Hotel für Eltern, die nicht täglich zwischen eigener Wohnung und Krankenhaus pendeln wollen. „Vor allem Mütter nutzen unser Angebot“, weiß Bolius, „denn so sind sie jederzeit sofort erreichbar, auch wenn das Kind nachts schreit.“ Sind genügend Plätze frei, bekommt jedeR ein Zimmer für sich, sonst teilen sich zwei oder drei Personen einen Raum. Frühstück und Mittagessen werden gestellt.

Doch nicht nur Eltern von kranken oder zu früh geborenen Säuglingen können in Hamburg im Spital wohnen. Das Krankenhaus Altona bietet jungen Familien die Möglichkeit, nach der Geburt ihres Kindes bis zu einer Woche im Patientenhotel „Storchennest“ zusammenzuwohnen und sich an die neue Situation zu gewöhnen. „Viele frisch gebackene Eltern sind am Anfang noch sehr unsicher“, berichtet Volker Ragosch, Chefarzt der Abteilung Geburtshilfe. „Wir bieten regelmäßige Visite und Rund-Um-Betreuung durch das Pflegepersonal an.“

Ansonsten hat die Familie das voll ausgestatte Apartment ganz für sich allein. Die Unterbringung kos-tet pro Tag alles inklusive etwa 87 Euro für Mutter und Kind, jede weitere Person zahlt 15 Euro. Die einzige Beschränkung: Nur nach einer komplikationslosen Entbindung dürfen Säuglinge ins Storchennest. Für Frühchen Paul bleibt daher Heidberg die bessere Adresse. Annette Kohlmüller

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