: Die Stille als Kraftwerk
Ruhe vor dem Lärm: Im Zehlendorfer Haus der Stille kann man bei Meditation und Yoga abschalten lernen. Seminare wirken harmonisierend und haben guten Zulauf
Wer hierher kommt, will mehr als einfach nur abschalten. Im Zehlendorfer Haus der Stille kann man zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen – für die nächste Runde im hektischen Alltag. Angeboten werden Kurse, die „im weitesten Sinne mit Meditation zu tun haben“, erzählt Stefan Matthias. Der Pfarrer leitet das Meditations- und Einkehrhaus der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. Das Wort Gebet vermeide er in diesem Zusammenhang lieber; es sei vorbelastet, und er wolle „auch Leute ansprechen, die sonst nichts mit Kirche zu tun haben“. Auch verstehe er das Angebot nicht als Mittel, „die Menschen zu ködern“ und zum Kircheneintritt zu bewegen. Es gehe ihm, so Matthias, vor allem darum, dass man wieder Dinge wahrnehme, die gut tun.
Zumeist für ein Wochenende ziehen sich die Stille-Suchenden in das Refugium am Wannsee zurück. Für 118 Euro kann man in „ruhiger, konzentrierter Atmosphäre“ meditieren und schweigen. Übernachtung und Vollpension sind inbegriffen. Das sei – verglichen damit, was man anderswo für solche Veranstaltungen zahle – ein recht günstiges Angebot, so Matthias. Möglich wird es durch Spendengelder und Beiträge der Mitglieder des Trägervereins. Schließlich wolle man durch den angemessenen Preis möglichst vielen Menschen den Zugang zum Haus ermöglichen. Die Landeskirche stellt die Räume zur Verfügung.
Auf dem Programm stehen unter anderem Meditation und Yoga, Tai-ji, Atemtherapie, Gestaltarbeit oder Psychodrama. Mehrmals im Jahr öffnet man das Haus zum Tag der offenen Tür. Interessierte können dann nicht nur einen Blick in die Räume werfen, sondern auch an Meditationseinführungen teilnehmen. Um klar zu machen, worum es bei der Meditation geht, benutzt Matthias gern folgendes Bild: „Stellen Sie sich ein Glas mit naturtrübem Obstsaft vor. Da schweben ganz viele Teilchen drin; alles ist in Bewegung und voller Energie. Lässt man das Glas ruhig stehen, dann setzt sich die Unruhe, der Saft klärt sich und diese Klärung wirkt harmonisierend.“
Harmonisierend wie die Atmosphäre des Hauses. Pfarrer Matthias freut sich über den „steigenden Zulauf“ bei den Seminaren. Und mancher habe nach dieser Erfahrung sogar in eine Gemeinde gefunden. KAJA
Info: Haus der Stille, Am Kleinen Wannsee 9, 14109 Berlin, Tel. (0 30) 8 05 30 64, www.haus-der-stille.de
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