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Pisa weckt Arbeitgeber auf

Arbeitgeberlobby weiß, woran Schule krankt: Groteske Kultusminister, zu wenig Tests

BERLIN taz ■ Die Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA) hat spät reagiert – dafür umso deutlicher. Zwei Monate nach dem internationalen Lesekompetenztest Pisa (Programme for International Students Assessment) hat der Lobbyverband fünf zentrale Forderungen formuliert. Präsident Dieter Hundt will das definitive Ende der Kuschelpädagogik, mehr Elitedenken und mehr Geld für die Grundschulen.

„Wir müssen weg von der Sozialpädagogik des Spielens und Bastelns hin zur Leistung von Anfang an“, sagte Hundt. Er verband seine Forderungen mit scharfer Kritik an der Kultusministerkonferenz. Deren Sofortprogramm nach Pisa sei „geradezu eine Groteske“. Die Kultusminister hatten im Dezember sieben „Handlungsfelder“ benannt, wollen aber im Übrigen auf den deutschen Ländervergleich namens Pisa E warten.

Dieter Hundt wandte sich am Beispiel des Sitzenbleibens geradezu wütend gegen die vermeintliche „Kuschelpädagogik der 70er-Jahre“. Die Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und einzelner Kultusminister, man müsse das Sitzenbleiben abschaffen, lehnte er ab. Die Schüler litten, so Hundt, nicht an Über-, sondern an Unterforderung. Es gehe darum, „klar definierte bundesweite Leistungsstandards“ zu setzen und in „objektiven Tests zu überprüfen, ob die Lernziele erreicht wurden“.

Den Ansichten Hundts haben Autoren der Pisa-Studie sofort widersprochen. „Es geht nicht darum, dass wir in Deutschland zu wenig pauken würden, sondern dass wir mit mehr Verstand lernen“, sagte etwa Manfred Prenzel. Der Kieler Erziehungswissenschaftler bereitet gerade Pisa 2003 vor, die mathematische Fähigkeiten 15-Jähriger in 32 OECD-Staaten abfragen wird.

Prenzel sagte, die Problembereiche lägen hierzulande vor allem in der Didaktik. Es gebe nur eine unterentwickelte Aufgabenkultur in deutschen Klassenzimmern. Zudem würden die Schüler zu wenig zu eigenständigem Lernen angehalten – und damit zu wenig aus Fehlern lernen.

Dieter Hundt gab sich bei seiner Pressekonferenz zum Thema Schule weitgehend uninformiert. „Ich bin nicht der Oberschulamtsleiter, ich weiß das nicht“, verwies er mehrfach auf seine Referenten. Die markantesten Einzelforderungen der BDA sind die „Halbierung der Lehrpläne“ und die Bezahlung der Lehrer nach Leistung. Für zusätzliche Ausgaben in Bildung sei „der Staat und nicht die Wirtschaft“ zuständig.

Unterdessen hält die Diskussion um das Abschaffen des Sitzenbliebens umvermindert an. Die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) räumte ein, dass es zu viel sei, wenn 24 Prozent der Schüler sitzen blieben. Man könne auf die „Ehrenrunde“ nicht verzichten. Schavan lehnte einen Vergleich mit den skandinavischen Ländern ab, in denen Sitzenbleiben so gut wie unbekannt ist. Dort herrsche eine andere Lernkultur. Das stimmt: Finnland und Schweden schneiden bei Schulleistungstests regelmäßig sehr gut ab. CHRISTAN FÜLLER

meinung SEITE 12, bildung SEITE 14

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