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Kampf um die Erststimme

Sichere Sieger nicht in Sicht. Neue Wahlkreisgrenzen machen Vorhersage schwierig. Drei Frauen sollen den Verbleib der PDS im Bundestag sichern

Bei der kommenden Bundestagswahl wählt Berlin zum ersten Mal in den neu festgelegten zwölf Wahlkreisen. Das macht die Ergebnisse weniger vorhersehbar. 1998 gingen die damals noch dreizehn Direktmandate alle an SPD oder PDS. Dieses Mal hofft die CDU auf mindestens zwei Direktmandate und rechnet sich in vier weiteren Wahlkreisen Chancen aus.

Spannend wird es vor allem im Wahlkreis Mitte, in Pankow, in Steglitz-Zehlendorf und in Friedrichshain-Kreuzberg. In Mitte treffen mit den Landeschefs von PDS und CDU auch zwei Generationen aufeinander: Der 29-jährige Stefan Liebich tritt gegen den 60-jährigen Eberhard Diepgen an. Für die SPD geht Jörg-Otto Spiller ins Rennen. 1998 hatte die Bundesvize der PDS, Petra Pau, hier mit 0,2 Prozentpunkten Vorsprung vor Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) gewonnen. Thierse tritt nun wie der CDU-Mann Günter Nooke in Pankow an. Pau hingegen wechselt voraussichtlich in den sicheren PDS-Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf, wo sie auf Bundesministerin Christine Bergmann (SPD) und die Chefin der Berliner Frauen-Union, Edeltraud Töpfer, trifft. Offiziell will die PDS ihre Kandidaten erst bis Ende März nominieren. SPD und CDU haben ihre Kandidaten bereits benannt.

In Steglitz-Zehlendorf treffen zwei Kandidaten aufeinander, die – wenn Benneter sich am Wochenende nicht überraschend durchsetzt – beide nicht über die Landesliste ihrer Parteien abgesichert sind und es nur über einen Sieg im Wahlkreis in den Bundestag schaffen. SPD-Mann Klaus Benneter, der als alter Freund von Bundeskanzler Schröder gilt, konnte sich parteintern gegen die bisherige Abgeordnete Renate Rennebach durchsetzen. Vor der vergangenen Bundestagswahl aber war der Wahlkreis eine sichere CDU-Bank. 1994 siegte die Union dort mit 15 Prozentpunkten Vorsprung. Für Benneters Gegner Uwe Lehmann-Brauns (63) ist die Kandidatur die voraussichtlich letzte Möglichkeit, überhaupt in die Parlamentspolitik zurückzukehren. Er hat bei der Oktober-Wahl seinen Sitz im Abgeordnetenhaus verloren.

Im Ost-West-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist der dortige CDU-Chef Kurt Wansner chancenlos. Das Rennen wird unter den Linken entschieden. Für die PDS geht voraussichtlich die populäre frühere Bezirksbürgermeisterin Bärbel Grygier ins Rennen. Sie soll der Partei mit Petra Pau und der Bezirkschefin von Lichtenberg, Gesine Lötzsch, jene drei Direktmandate sichern, die die PDS auch ins Parlament bringen, wenn sie unter die Fünf-Prozent-Hürde rutscht. Für die SPD tritt in Friedrichshain-Kreuzberg der junge Andreas Matthae von der Parteilinken an. Ob es auch der linke Grüne Christian Ströbele versucht, ist noch offen. STEFAN ALBERTI

ROBIN ALEXANDER

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