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was macht eigentlich ... Wolf-Dieter Narr?

Abschied nehmen

Die 68er sind in die Jahre gekommen. Der Politologieprofessor Wolf-Dieter Narr, seit 1971 an der Freien Universität, gibt heute seine Abschiedsvorlesung. Wer Wolf-Dieter Narr aber einmal an der Uni, auf einer Demo oder Kundgebung gehört hat, weiß: Der Mann ist zu allem fähig, nur zu einem nicht – aufhören. „Zur Kritik der politischen Urteilskraft, Sisyphos schleppt den Rucksack weiter …“, lautet denn auch folgerichtig der Titel der Finis Lectionis, die Narr heute Abend in Dahlem halten wird.

Zeit seines Lebens war Narr, dessen Uni-Veranstaltungen stets gut besucht waren, ein Sysiphos, der sich unermüdlich für mehr Grund- und Bürgerrechte einsetzte. Er unterstützte Hausbesetzer in Westberlin und Blockierer in Mutlangen, wandte sich gegen Verbote und Beschränkungen linker Demonstrationen, rief deutsche Soldaten im Krieg gegen Jugoslawien und Afghanistan zur Desertation auf. Der altgediente Professor verkörpert damit einen Typ Politikwissenschaftler, der das Otto-Suhr-Institut geprägt hat, sich jedoch zunehmend rar gemacht hat. Am Herzen liegt ihm nicht nur die politische Lehre, sondern auch die Praxis.

Und das Reden. Narr, der nie seinen schwäbischen Akzent abgelegt hat, kann frei und stundenlang dozieren, und man gewinnt fast den Eindruck, das gesamte Wissen dieser Welt hätte sich in einem – Narrs – Kopf versammelt. Wer es nicht glaubt, besuche heute Narrs Abschiedsvorlesung um 18 Uhr. Ort: der Henry-Ford-Bau in der Garystraße in Dahlem. ROT/FOTO: ARCHIV

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