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Pakistan hofft auf Militärkooperation

Muscharraf trifft in Washington erstmals mit Bush zusammen. Als strategischer Partner erwartet er Entgegenkommen

DELHI taz ■ Der pakistanische Militärmachthaber Muscharraf verbindet seinen Besuch in Washington mit der Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der militärischen Zusammenarbeit und wirtschaftliches Entgegenkommen seitens der USA. Die fast ausschließliche Ausrichtung der US-Außenpolitik auf den internationalen Terrorismus hat dem Land eine wichtigere strategische Rolle zugewiesen als jemals zuvor. Gestern Abend traf Muscharraf erstmals mit US-Präsident George W. Bush zusammen.

Auch wenn der Krieg gegen die Taliban entschieden ist, hat der Kampf gegen den religiösen Extremismus und dessen Beziehungen zum Terrorismus erst begonnen. Um diesen zu gewinnen, ist Pakistan, so die Sicht aus Islamabad, neben politischer Rückenstärkung auf langfristige wirtschaftliche und militärische Hilfsprogramme angewiesen. Muscharrafs Besuch enthalte, so die offizielle Einschätzung, „sowohl Symbolik wie Substanz“.

Die USA haben in den letzten Monaten immer wieder betont, dass sie zu beidem bereit sind, und haben dies auch mit Taten bekräftigt. Die wegen der Atompolitik und dem Militärputsch Muscharrafs verhängten Sanktionen sind weitgehend aufgehoben worden. An dessen Stelle setzte Washington eine umfangreiche Finanzhilfe als Beitrag zur Schuldentilgung und Unterstützung des Afghanistankrieges. Sie geht einher mit dem Bekenntnis zu einer Neuanknüpfung der strategischen Beziehung. Pakistan erwartet nun entsprechende Schritte.

Dazu gehört die Wiederaufnahme der militärischen Zusammenarbeit. Sie beschränkte sich bisher auf die unmittelbaren Bedürfnisse der USA bei ihrem Einsatz in Afghanistan. Auch der am Wochenende unterzeichnete Vertrag über „Acquisition and Cross Servicing“ dient in erster Linie der Verstärkung der militärischen Logistik. Doch er enthält erstmals wieder eine Absichtserklärung für die Durchführung von gemeinsamen Manövern, Ausbildung und Informationsaustausch. Die Aufnahme von Waffenlieferungen ist bisher aus dieser neu geknüpften Beziehung ausgespart. Es ist auch wenig wahrscheinlich, dass die USA angesichts der Spannungen zwischen Indien und Pakistan im Moment dazu bereit wären. Muscharraf dürfte aber dennoch versuchen, zumindest die Grundlagen dafür zu legen.

Von ebenso großer Bedeutung für Pakistan sind wirtschaftliche Maßnahmen. Zwar wird Muscharraf kaum so weit gehen wie einige pakistanische Politiker, die eine völlige Tilgung der Schulden in Höhe von drei Milliarden Dollar verlangen. Aber er wird seine Gesprächspartner drängen, die hohen Zölle für pakistanische Textilien zu senken oder gar aufzuheben. Bisher war die Bush-Administration angesichts einer starken einheimischen Textillobby nur bereit, eine Ausweitung der Quoten für verschiedene Textilien in Erwägung zu ziehen. Die Textilexporte Pakistans in die USA bilden das Rückgrat nicht nur dieses Erwerbszweigs, sondern der gesamten Exportwirtschaft.

Im Zentrum der Gespräche wird aber zweifellos der regionalpolitische Dialog stehen. Zwei wichtige Kriegsziele der USA – die Verhaftung von Mullah Omar und Ussama Bin Laden sowie die Zerschlagung der al-Qaida-Infrastruktur in Afghanistan – sind noch nicht erreicht. Um so wichtiger wird die Rolle Pakistans, denn für die Gesuchten wird das Nachbarland mit seinem islamistischen Netzwerk zu einem immer besseren Versteck, je mehr die terroristische Infrastruktur in Afghanistan zusammenbricht. Die bisher vergebliche Suche nach dem Wallstreet-Journal-Korrespondenten Daniel Pearl lässt vermuten, dass die Entführer auch auf die – zumindest passive – Hilfe von staatlichen Stellen zählen können.

BERNARD IMHASLY

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