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„Ausstoß von Klimagasen steigt“

Das Programm von US-Präsident George Bush zur Klimapolitik bringe keine Verbesserung für die Umwelt, sagt Wissenschaftler Hermann Ott vom Wuppertal Institut. Die USA würden versuchen, Russland, China und Japan auf ihre Linie festzulegen

Interview NICK REIMER

taz: Die US-Regierung stellte gestern ihr Programm zur Reduzierung der Treibhausgase vor. Was ist davon zu halten?

Hermann Ott: Bush setzt die Treibhausgas-Emission in Beziehung zum Bruttoinlandsprodukt. Derzeit kommen auf jede Million Dollar 183 Tonnen Kohlendioxid. Vollmundig hat er jetzt angekündigt, diesen Wert bis 2012 auf 151 Tonnen zu senken – was einer Verbesserung des Effizienzgrades von 18 Prozent entspricht und nur durch Steueranreize erreicht werden soll. Das ist aber nicht wirklich eine Verbesserung: In den letzten zehn Jahren hat sich ohne Klimapolitik der Effizienzgrad der US-Wirtschaft um 17,4 Prozent gebessert.

Was bedeutet die Kopplung der Reduktion mit dem Wirtschaftswachstum?

Dass der Ausstoß ungehindert wachsen wird. Nach unseren Berechnungen ergibt sich im Jahr 2012 ein Plus an Treibhausgas-Emission von 28 Prozent gegenüber 1990. Aus Klimaschutzsicht kann man also makabrerweise nur hoffen, dass die US-Wirtschaft in eine tiefe Rezession schlittert.

Die nächste Klimakonferenz findet im Oktober in Neu Delhi statt. Wie wird diese vom US-Vorstoß beeinflusst?

Er ist für die USA ein Türöffner. Sie waren nach der sehr harschen Kritik der Europäer im letzten Jahr äußerst zurückhaltend und isoliert. Jetzt haben sie etwas vorgelegt, und das legitimiert ein stärkeres Einmischen.

Bush reist heute nach Japan, anschließend nach China. Hat das Programm eine außenpolitische Motivation?

Absolut. Erstens können die USA jetzt den Vorwurf der internationalen Staatengemeinschaft zurückweisen, nichts für die Klimapolitik zu tun. Zweitens ist hinter den Kulissen sehr viel gelaufen, um die Chinesen ins eigene Boot zu holen. Das vorgestellte Programm ist dafür Verhandlungsgrundlage. Und drittens ist Japan neben Russland wichtigstes Ziel der den Klimaschutz betreffenden US-Außenpolitik.

Japan hat Bushs Pläne begrüßt. Was heißt das für das Kiotoprotokoll?

Ich bezweifle, dass sich Japan von seinem Entschluss, zu ratifizieren, abbringen lässt. Bei aller Sympathie Nippons für den Bush-Vorschlag – die Zeichen in der Regierung sind anders.

Selbst die Europäer haben wohlwollend reagiert.

Die Reaktion der EU bewertet positiv, dass Bush jetzt akzeptiert: Es muss etwas getan werden. Weniger gnädig wird die inhaltliche Bewertung ausfallen. Und das völlig zu Recht: Bushs Vorschläge sind nichts als heiße Luft.

Wie sollte die Staatengemeinschaft mit ihm umgehen?

Wichtig ist, dass wirklich alle Staaten diese Pläne ablehnen, damit Bush sich eben nicht darauf zurückziehen kann, zu sagen: Wir tun doch unseren Teil. Und ich bin froh, das Bundesumweltminister Jürgen Trittin das schon für Deutschland getan hat.

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