utah und andere
: Das Rodel-Outing

Resche Burschen

Was sie schon immer über die Doppelsitzer wissen wollten: Sie sind nicht schwul. Der deutsche Rodler Leitner sagte klipp und klar: „Es heißt immer, wir sind schwul und so. Aber das stimmt gar nicht.“

Herrn Leitner lag diese Feststellung schwer wie ein Stein auf dem Herzen. Lange hatte er den Batzen mit sich rumgeschleppt. Jetzt, die Kamera vor der Nase, wälzte er die zentnerschwere Last von seiner Seele. Das, genau das wollte er schon immer mal gesagt haben, der Herr Leitner. Sein Gesicht war leicht gerötet, als er sich rodlergerecht heteronormal outete.

Endlich hätten die hämischen Kommentare der Fernsehgucker ein Ende, mag er gedacht haben, also wage ich den Schritt in die Öffentlichkeit und sorge für endgültige Gewissheit über die geschlechtliche Orientierung der Doppelrodler. Denen hat er es wahrlich gegeben, den spöttelnden Fernsehguckern, die vor der Mattscheibe von kopulierenden Weißwürsten schwadronieren und dann im Millionärsquiz mit der Etoscha-Pfanne Eierkuchen backen und obendrein Katharsis für eine Erkrankung der Atemwege halten. Den Leitner-Verkennern sei ein für allemal gesagt: Er und sein bayerischer Hintermann haben keine Hintergedanken – aber so was von gar keine. Zur Verdeutlichung: Herr Leitner lehnte es kategorisch ab, mit dem Herrn Resch in Park City ein Doppelbett zu teilen. Leitner nächtigte auf einer Luftmatratze.

Es ist gewiss so, dass die Doppelsitzer die Fantasie des Zuschauers von der Eisrinne auf Verkehrstechniken lenken. Po auf Schoß schießen die beiden Sportler den glatten Schlund hinab, so schaut es jedenfalls aus. Doch es verhält sich anders. Eine Sitzfläche auf dem Schlitten verhindert Direktkontakt. Das Beisammensein der zwei ist tatsächlich vollkommen funktional: In den Kurven (5 G) etwa drückt das Gewicht des Vordermannes dermaßen auf den Wanst des Untermannes, dass ihm speiübel zu werden droht, sollte er vorher zu üppig gespeist haben.

Sogar der Hacklschorsch hat es mal im Doppelsitzer probiert und ist in dieser Disziplin 1987 Vizeweltmeister geworden. „Ich bin dann halt in die Hetero-Fraktion gewechselt“, hackelte der Schorsch und sagte, nachdem er weißbierfroh, haha, hoho, über die Kollegen Leitner und Resch gewitzelt hatte, der Doppelsitzer sei knochenharter Sport, nichts anderes. Und wer Gegenteiliges behaupte, der wisse nicht, wovon er rede.

Resch und Leitner wollen übrigens noch lange zusammenbleiben. „Ich könnte mir keinen anderen Partner vorstellen“, sagte Leitner.

MARKUS VÖLKER