: Wachstumsinsel in der Wüste
■ Die Wohnungspolitik muss Zuwanderung anziehen
Wenn es Hamburg gelingen soll, in Zukunft zu einer der wenigen Wachstumsregionen in Deutschland zu werden, dann muss der Senat für ein großes Angebot vor allem an preiswerten Wohnungen sorgen. Das ergibt sich aus einem aktuellen Positionspapier des Wohnbundes, einem Zusammenschluss von Fachleuten – Sanierungsträgern, Planungsbüros, Wohnungsunternehmen – die neue Formen des Wohnens entwickeln wollen. Programme zur Förderung des Wohnungseigentums seien für die Zuwanderer solcher Wachstumsregionen kaum geeignet. „Sie brauchen Mietwohnungsangebote oberhalb der Einkommensgrenzen des Sozialen Wohnungsbaus“, heißt es in dem Papier.
Hamburg zu so einer Wachstumsregion zu machen, ist zwar Ziel des schwarz-gelben Senats, beileibe aber kein Selbstgänger. Denn die Bevölkerung Deutschlands wird in den kommenden Jahrzehnten stark zurückgehen. Die wohnungspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion Franziska Eichstädt-Bohlig rechnet bis 2050 mit einem Rückgang um 12 Millionen Menschen bei einem postiven jährlichen Zuwanderungssaldo von 200.000. Der Wohnbund fordert deshalb, die Wohnungs- und Städtebauförderung für Wachstums-, Stagnations- und Schrumpfungsregionen auszudifferenzieren.
Hamburg, so die Einschätzung Eichstädt-Bohligs, könnte eine Wachstumsregion werden – wohl die einzige in Norddeutschland. Doch gerade deshalb warnte die Politikerin im Gespräch mit der taz Hamburg davor, zu großzügig zu planen, wie es etwa in Berlin geschehen sei. Die Stadt müsse sich „realististsche Entwicklungsziele setzen“, also zunächst einmal die Abwanderung stoppen und die Stadt auf die Integration von Zuwanderern vorbereiten.
Die Eigentumsförderung 2002 von bundesweit elf Milliarden Euro im Vergleich zu 230 Millionen für den Sozialen Wohnungsbau ist ihr dabei ein Dorn im Auge. Das sei Zersiedelungsförderung, an deren Stelle mehr Geld in die Entwicklung der Wohnungsbestände gepumpt werden müsste – der Wohnbund wird es gerne hören und Taten erwarten. Wenigstens kann Hamburg zu seinem Anteil von fünf Millionen Euro für den Sozialen Wohnungsbau 1,75 Millionen Euro aus dem Programm Soziale Stadt und knapp vier Millionen Städtebauförderung vom Bund holen. Gernot Knödler
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