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Wer spendet, darf Geld selbst verteilen

In 16 „Spendenparlamenten“ bestimmen Geldgeber, wem geholfen werden soll. Erstes bundesweites Treffen in Berlin

BERLIN taz ■ Für Karl Hermann Haack, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange Behinderter, sind Spendenparlamente „Ehrenamt in Reinkultur“. Das Problem ist nur: Bisher sind sie kaum bekannt. Das versuchten die Vertreter von zehn Spendenparlamenten zu ändern, die in dieser Woche zum ersten bundesweiten Treffen in Berlin zusammenkamen.

Rund 16 Spendenparlamente gibt es in Deutschland, jährlich sammeln sie knapp 600.000 Euro. Wichtigster Grundsatz: Jeder gespendete Euro soll in Projekte fließen, die Verwaltung muss von Ehrenamtlichen geleistet werden. Mit dem Geld soll nicht die öffentliche Hand entlastet werden, sondern nur Projekte gefördert werden, die keine staatlichen Mittel erhalten.

Das erste Spendenparlament entstand 1995 in Hamburg. Der damalige Landespastor Stephan Reimers, heute Bevollmächtigter der evangelischen Kirche in Berlin, wollte Spender an der Verteilung ihres Geldes beteiligen. Heute hat das Hamburger Parlament fast 3.100 Mitglieder. Jedes Mitglied zahlt pro Jahr mindestens 60 Euro und ist damit stimmberechtigt. „Aber die meisten zahlen mehr, zum Teil sogar 1.000 Euro im Monat“, freut sich Klara Braun, Mitbegründerin des Hamburger Spendenparlaments. Im März tagt das Gremium zum 20. Mal, schon über 300 Projekte wie Computer für ein Wohnprojekt oder die Kellertreppe für ein Jugendzentrum wurden mit bisher insgesamt 2 Millionen Euro gefördert.

Bei den anderen Spendenparlamenten sieht es weniger rosig aus. Initiativen in Berlin, München und Köln scheiterten, andere Parlamente verfügen über deutlich weniger Geld. Die 69-jährige Klara Braun hat dafür eine einfache Erklärung: „In Hamburg denkt man eben, wenn wir’s nicht richten, dann richtet’s keiner. Das ist in anderen Städten nicht so.“

Von professionell arbeitenden Spendeninstituten werden sie argwöhnisch beäugt. Der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmarketing, die die amerikanische Spendenpraxis des Fundraising in Deutschland etablieren will, Christoph Müllerleile, gesteht den Spendenparlamenten „nur symbolischen Wert“ zu. Zukunftsweisend für das deutsche Spendenwesen seien sie nicht, „die Einrichtungen könnten die zugeschossenen Beträge selbst erwirtschaften“.

Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, auch Spenden-TÜV genannt, begrüßt dagegen die Idee der Demokratisierung des Spendenwesens. „Die Leute haben ein besseres Gefühl, wenn sie spenden und entscheiden dürfen, wofür das Geld verwandt wird.“ Allerdings entscheiden die Parlamente in der Regel nur über Vorschläge, die ihnen von der so genannten Finanzkommission vorgelegt werden. Darunter könne die angestrebte Spendendemokratie leiden, warnt Wilke – und rät zur Vorsicht: „Man muss die Seriosität der Leute und Organisationen, die hinter einem Spendenparlament stehen, genau prüfen, bevor man spendet.“ NADIA LEIHS

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