US-Reporter brutal ermordet

Ein Exekutionsvideo beweist den Mord an dem Ende Januar entführten US-Reporter Daniel Pearl. Der Journalist suchte in Pakistan Verbindungen des „Schuhbombers“ Richard Reid zu al-Qaida

aus Delhi BERNARD IMHASLY

Der in Pakistan entführte US-amerikanische Journalist Daniel Pearl ist tot. Dem US-amerikanischen Generalkonsulat in Karachi wurde am Donnerstag ein Videoband zugespielt, das nach Angaben des State Department Bilder zeigt, in denen Pearl die Kehle durchschnitten wird, während er mit seinen Entführern spricht. Präsident Bush sprach in Peking von einem barbarischen Akt, welcher die Entschlossenheit der USA zur Ausrottung des Terrors nur noch verstärke. Auch Pakistans Präsident Muscharraf erklärte, es werde kein Nachlassen im Kampf gegen den Terror geben.

Das Wall Street Journal, für das Pearl als Südasienkorrespondent arbeitete, drückte Trauer und Entsetzen über den Mord und dessen Begleitumstände aus. Pearls hochschwangere Frau äußerte sich nicht zur Tat, aber in einer Erklärung der Familie zeigte sich diese erschüttert über den Tod eines Menschen, „der keiner Seele ein Leid angetan hat“. UN-Generalsekretär Kofi Annan drückte der Familie sein Beileid aus und warnte vor den Gefahren, denen sich Journalisten im neuen Kriegsumfeld des Terrorismus aussetzen.

Daniel Pearl war am 23. Januar verschwunden, als er sich in Karatschi mit einer Kontaktperson treffen wollte. Er recherchierte über Verbindungen zwischen dem „Schuhbomber“ Richard Reid und dem Al-Qaida-Netzwerk.

Ins Schussfeld der Islamisten kam er vermutlich schon Anfang Januar, als er mit einem Bericht aus der pakistanischen Provinzstadt Bahawalpur beweisen konnte, dass die verbotene Kaschmir-Organisation Jaisch-e-Mohammed dort weiterhin tätig war. Intensive Nachforschungen der Polizei und des FBI führten bald zu ersten Verhaftungen, darunter Angehörigen des pakistanischen Geheimdienstes und des britischen Staatsbürgers Omar Sheikh. Dieser bekannte sich als Urheber der Tat, doch der Polizei gelang es nicht, über ihn an die Entführer heranzukommen. Bereits bei seiner zweiten Einvernahme soll er zudem erklärt haben, Pearl sei tot. Beim nun sichergestellten Video lässt sich nicht sagen, wann es aufgenommen wurde.

Die Behörden in Karachi haben erklärt, ihre Suche nach der Leiche und den Mördern werde nun verdoppelt. Eine neue Spur soll sich bei den Überbringern der Videokassette geöffnet haben, aber auch das Umfeld von Omar Sheikh wird nun noch schärfer unter die Lupe kommen. Sheikh war mit der Entführung eines Indian-Airlines-Flugzeugs im Dezember 1999 aus einem indischen Gefängnis freigepresst worden und lebte offen in Pakistan. Er ist ein Anhänger von Masud Azhar, dem Gründer von Jaisch-e-Mohammed, der mit ihm im Dezember 1999 freigekommen war. Bei seinen freimütigen Geständnis bekannte sich Sheikh laut der pakistanischen Tageszeitung The News zudem zu den Selbstmordattentaten in den Parlamenten von Srinagar und Delhi im letzten Jahr und zu Verbindungen mit den Attentätern beim US-Kulturzentrum in Kalkutta vor einigen Wochen.

Auch die mögliche Verwicklung staatlicher pakistanischer Organe wird nun durch den brutalen Mord in ein neues Licht gerückt. Neben der Komplizenschaft von V-Leuten hatte in den letzten Wochen Omar Sheikhs Behauptung Erstaunen ausgelöst, er sei bereits am 5. Februar verhaftet worden. Die Bekanntgabe erfolgte erst eine Woche später, just zum Zeitpunkt des Besuchs von Präsident Musharraf in Washington. Sheikhs freimütige Äußerungen haben Pakistan veranlasst, Sheikh – und sogar Pearl – mit indischen Geheimdiensten ins Spiel zu bringen, was sowohl von Delhi wie von Washington zurückgewiesen worden ist.