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„Das ist der größte Quatsch“

Zweite Liga: Der 1. FC Union gewinnt und spielt Theater. Der SV Babelsberg verliert und will aber nicht aufgeben

Beim 1. FC Union keimt wieder die Hoffnung auf den direkten Durchmarsch in die erste Bundesliga. Der 1:0-Sieg der Köpenicker am Sonnabend in Schweinfurt war bereits der fünfte Erfolg des Zweitliga-Neulings im sechsten Spiel nach der Winterpause.

Trotzdem mussten sich die Berliner in Franken harsche Kritik gefallen lassen. „Was bei Union abläuft, ist der größte Quatsch, den ich je gehört habe“, spottete Schweinfurts Vorsitzender Horst Schröttle über den Sieger. Anfang Februar kam in Köpenick heraus, dass Erfolgstrainer Georgi Wassilev von seinem Arbeitgeber zweimal abgemahnt worden war. Der Bulgare hatte im Trainingslager auf Zypern eine Regenjacke der Firma „Saller“ getragen, obwohl Union bei „Nike“ unter Vertrag steht.

Prompt schaltete der düpierte Bulgare einen Rechtsanwalt ein, um die Verfügung aus seiner Personalakte zu entfernen. Denn nach der nächsten Abmahnung könnte Wassilev – ohne finanzielle Abfindung – entlassen werden. Präsident Heiner Bertram wollte die brisante Affäre entschärfen: „Wir wollen wirklich keinen Kündigungsgrund aufbauen.“ Was ihn nicht daran hinderte, seinerseits einen Juristen einzuschalten.

Schon mahnt Henning Allmer, Psychologieprofessor an der Sporthochschule Köln, der interne Zwist könnte die Berliner aus ihrer Erfolgskurve tragen: „Wenn Verein und Trainer rechtlich gegeneinander vorgehen, fragt sich die Mannschaft: Zu wem halten wir? Eine gefährliche Situation!“

In Babelsberg läuft derweil bereits der Abspann zum Film „Abenteuer 2. Liga“. Trotz einer 1:0-Fürhung durch Jens Härtel in der 22. Minute verlor der SV Babelsberg 03 am Sonntag mit 1:2 auch gegen den VfL Bochum - und kommt mittlerweile auf rekordverdächtige acht Niederlagen in Folge. Zwar gibt sich der neue Trainer Horst Franz, Anfang Februar für Hermann Andreev verpflichtet, weiterhin optimistisch. Doch inzwischen glauben nur noch Mathematiker an die Franz’sche Durchhalte-Theorie. Präsident Detlef Kaminski rechnet mit dem Abstieg in die Regionalliga.

Eine Klasse tiefer muss wieder verstärkt bei Sponsoren hausiert werden. Der Etat soll von derzeit fünf auf unter zwei Millionen Euro zusammengestrichen werden. „Es wird allen Spielern schlechter gehen“, kündigt Manager Oskar Kosche an. Kaminski versucht, Gerüchte zu zerstreuen, der SVB könnte wirtschaftlich kollabieren: „Es wird keinen Genickschuss geben!“ JÜRGEN SCHULZ

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