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Jagd mit Hintergedanken

Kritik an Japans Plänen, neben Pott-, Bryde- und Minkwalen nun auch geschützte Seiwale zu jagen. Tierschützer fürchten um das generelle Walfangverbot der IWC

TOKIO/HAMBURG dpa ■ Mit scharfen Protesten haben internationale Umweltschutzorganisationen auf Pläne der japanischen Regierung reagiert, ihren Walfang auf die gefährdeten Seiwale auszuweiten. „Das japanische Fischereiministerium tut alles, um zu den schlimmen alten Tagen des industriellen Walfangs zurückzukehren“, sagte Fred O’Regan, Direktor des Internationalen Tierschutzfonds Ifaw (International Fund for Animal Welfare). Auch Greenpeace und die Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature) verurteilten die Pläne.

Die Regierung in Tokio hatte zuvor die Internationale Walfangkommission (IWC) über ihr Vorhaben informiert, außer 100 Mink-, 50 Bryde- und 10 Pottwalen auch 50 Seiwale zu fangen. Japan deklariert diese Pläne als Forschungsprogramm. Der Seiwal (Balaenoptera borealis) wird bis zu 16 Metern lang und 25 Tonnen schwer. Er ist mit Geschwindigkeiten von mehr als 50 Kilometern pro Stunde der schnellste unter den Großwalen. Der auf der Roten Liste als gefährdet eingestufte Wal ernährt sich von Krill, kleinen Schwarmfischen und Kopffüßern. Nach Angaben des WWF leben Schätzungen zufolge im Nordpazifik etwa 9.000 Tiere.

Hauptzweck der Jagd soll es laut japanischen Behörden sein, die Ernährungsgewohnheiten der Wale zu erforschen. Das japanische Fischereiministerium macht laut Greenpeace die Ernährungsgewohnheiten der Wale für den Rückgang der Fischbestände verantwortlich.

„Die Waljagd hat mit seriöser Meeresforschung nichts zu tun“, kritisierte dagegen Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. „Der Rückgang der Fischbestände ist das Resultat der Überfischung der Meere.“ Die Forschung werde benutzt, um den millionenschweren Markt für Walfleisch zu versorgen. Die Umweltschützer befürchten, dass Japan das internationale Walfangmoratorium auf der IWC-Jahrestagung im Mai in der japanischen Hafenstadt Shimonoseki zum Kippen bringen will. „Jedes Jahr töten die Japaner immer mehr Wale. Das gleicht einer Drohung an die IWC- Mitglieder, die keinen Walfang betreiben“, sagte WWF-Experte Roland Melisch.

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