piwik no script img

Das echte Grauen?

Der literarische Umgang mit dem Holocaust und seiner Erinnerung

„Authentizität – eine inszenierte Lesung“ mit Schauspielern der Schaubühne, eingerichtet von Wulf Twiehaus, heute um 20 Uhr im Clubraum der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10. Eintritt frei

Kann man nach Auschwitz noch Gedichte schreiben? Ist „Schindlers Liste“ eine angemessene Darstellung des Holocaust oder doch nur seine Hollywood-Version? Wie lässt sich die Erinnerung an das Grauen bewahren, darstellen und vermitteln, wenn die Zahl der Zeitzeugen und Überlebenden immer geringer wird? Was bleibt als Zugang zur Geschichte übrig außer Gedenkstätten, ins Museum geretteten Exponaten – oder mehr oder weniger literarischen Texten? Aber auch hier bleibt eine Kluft zwischen der schrecklichen Realität des Vergangenen und ihrer Erinnerung durch die Literatur, von der nicht einmal sicher ist, ob sie die Wirklichkeit überhaupt „widerspiegeln“ kann. Prominente Beispiele dieses Zwiespalts sind etwa Art Spiegelmans „MAUS“, das in seiner Form als Comic neue Kontroversen über die Darstellbarkeit von Auschwitz ausgelöst hat, oder Binjamin Wilkomirskis vorgeblich autobiographischen „Bruchstücke“, die die Kindheit des Autors im KZ beschreiben und sich schließlich als komplette Erfindung herausgestellt haben. Dieser Problematik Rechnung tragend wird heute im Rahmen der Holocaust-Ausstellung des Deutschen Historischen Museums die literarische Suche nach „Authentizität“ in einer „inszenierten Lesung“ dargestellt. An der Akademie der Künste lesen SchauspielerInnen der Schaubühne aus Texten so unterschiedlicher Autoren wie Maxim Biller, Ruth Klüger, Robert Schindel und eben den genannten Spiegelman und Wilkomirski. ARW

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen