: Das echte Grauen?
Der literarische Umgang mit dem Holocaust und seiner Erinnerung
Kann man nach Auschwitz noch Gedichte schreiben? Ist „Schindlers Liste“ eine angemessene Darstellung des Holocaust oder doch nur seine Hollywood-Version? Wie lässt sich die Erinnerung an das Grauen bewahren, darstellen und vermitteln, wenn die Zahl der Zeitzeugen und Überlebenden immer geringer wird? Was bleibt als Zugang zur Geschichte übrig außer Gedenkstätten, ins Museum geretteten Exponaten – oder mehr oder weniger literarischen Texten? Aber auch hier bleibt eine Kluft zwischen der schrecklichen Realität des Vergangenen und ihrer Erinnerung durch die Literatur, von der nicht einmal sicher ist, ob sie die Wirklichkeit überhaupt „widerspiegeln“ kann. Prominente Beispiele dieses Zwiespalts sind etwa Art Spiegelmans „MAUS“, das in seiner Form als Comic neue Kontroversen über die Darstellbarkeit von Auschwitz ausgelöst hat, oder Binjamin Wilkomirskis vorgeblich autobiographischen „Bruchstücke“, die die Kindheit des Autors im KZ beschreiben und sich schließlich als komplette Erfindung herausgestellt haben. Dieser Problematik Rechnung tragend wird heute im Rahmen der Holocaust-Ausstellung des Deutschen Historischen Museums die literarische Suche nach „Authentizität“ in einer „inszenierten Lesung“ dargestellt. An der Akademie der Künste lesen SchauspielerInnen der Schaubühne aus Texten so unterschiedlicher Autoren wie Maxim Biller, Ruth Klüger, Robert Schindel und eben den genannten Spiegelman und Wilkomirski. ARW
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