: Allergien aus dem Kosmetikkoffer
Jeder Dritte hat schon einmal unter einer Kosmetikunverträglichkeit gelitten. Vor allem die Duftstoffe in Seifen, Feuchtigkeitscremes und Reinigungsmitteln zählen zu den hauptsächlichen Auslösern von Hautallergien
Laut Ärzteverband deutscher Allergologen nimmt die Zahl der Allergiker jährlich um etwa fünf Prozent zu. Fast jeder zweite Deutsche meint, auf irgendetwas allergisch zu reagieren. Auf die naheliegende Lösung dieses Problems kommen jedoch offenbar nur wenige. Denn die Kosmetikbranche klagt keineswegs über Absatzrückgänge. Dabei sind es gerade ihre Produkte, die dem Heer der Allergiker stabile Zuflüsse garantieren.
Eine Studie von Peter Elsner, Dermatologieprofessor an der Universität Jena, hat nämlich jetzt ergeben, dass etwa ein Drittel der Erwachsenen einmal in ihrem Leben unter einer Kosmetikunverträglichkeit leidet. Besonders stark betroffen ist die Altersgruppe von 40 bis 50 Jahren. „Das eigentlich Frappierende ist aber“, so Elsner, „dass nicht etwa aggressive Haarfärbe- und Stylingprodukte, sondern neben Pflege-, Reinigungs- und Feuchtigkeitscremes vor allem die Duftstoffe zu den hauptsächlichen Auslösern zählen.“
Ein Befund, der von der „Allergen-Hitliste“ des Informationsverbunds dermatologischer Kliniken (IVDK) bestätigt wird. Demzufolge haben die Allergien auf Duftstoffe in den letzten Jahren konstant zugenommen. Derzeit liegt ihre Quote unter den Kontaktallergien bei fast 14 Prozent. Damit haben sie „Klassiker“ wie die Unverträglichkeiten auf Terpentinöl, Perubalsam und Nickel weit hinter sich gelassen.
Als potenziell allergischer Duftstoff tritt derzeit vor allem das synthetische „Lyral“ in den Vordergrund. Er findet sich in fast allen Kosmetikprodukten, bei denen es auf das Gefühl der Frische ankommt. Das Frischegefühl wird jedoch oft mit juckenden Hautrötungen oder Ausschlägen, mitunter sogar mit Kopfschmerzen und Atemnot bezahlt.
Natürlich kann derjenige, der bei sich allergische Probleme mit der Kosmetik vermutet, zum Arzt gehen, um sich dort einem Allergentest zu unterziehen. Doch die Chancen, dem Übeltäter auf die Spur zu kommen, sind gering, denn die Palette an Duftstoffen ist zu breit, als dass sie sich mittels eines Tests auch nur annähernd erfassen ließe.
Größere Erfolgsaussichten bietet da schon der Griff zu kosmetischen Mitteln, die auf ihre Verträglichkeit ausgetestet sind. Doch selbst in der so genannten Neurodermitiker-Kosmetik findet man Produkte, denen problematische Moschus- oder Halogenverbindungen zugesetzt sind. Einige Anbieter werben mit ihrer guten Verträglichkeit, weil sie nur wenig Synthetik verarbeitet haben, doch dafür enthalten ihre Produkte brisante ätherische Öle wie etwa das zurzeit sehr beliebte Teebaumöl.
Grundsätzlich gilt: Je weniger Inhaltsstoffe ein Produkt enthält, desto geringer ist das Risiko der Unverträglichkeit. Elsner empfiehlt, kosmetische Mittel sparsamer zu kombinieren und den Gebrauch an Seifen und Reinigungsmitteln einzuschränken, da ihre hautreizenden Eigenschaften erst die physiologische Basis für Allergien schaffen.
Den größten Schutz vor Kosmetik hat aber sicherlich derjenige, der auf natürliche Schönheit setzt und komplett auf Kosmetik verzichtet. Doch selbst das garantiert keine absolute Sicherheit, denn in seiner Umgebung lauern noch genug Düfte. In den USA fordern bereits die ersten radikalen Parfümgegner, duftfreie Zonen für öffentliche Gebäude und Verkehrsmittel zu schaffen. JÖRG ZITTLAU
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