piwik no script img

In al-Bireh werden die Gräber knapp

Der Totengräber der kleinen Gemeinde bei Ramallah musste seit Beginn der Intifada 40 Opfer begraben

RAMALLAH afp ■ Der Totengräber von al-Bireh wartet nicht auf die Ankunft neuer Leichen. Omar Dschomaa Mussa gräbt auf Vorrat, denn die Zahl der Toten steigt unaufhörlich. In den vergangenen zehn Tagen starben im Nahostkonflikt mehr als 180 Menschen, die meisten von ihnen Palästinenser. Mussa, der seit zwei Jahren auf dem Friedhof der Nachbargemeinde von Ramallah arbeitet, führt ein kleines Notizheft. Darin listet er die Namen der Opfer auf, die durch israelische Kugeln starben und die er beerdigt hat. Seit dem Beginn der Intifada im September 2000 waren es 40. „Wir haben weitere Gräber ausgehoben, damit sie bereit sind“, sagt Bürgermeister Walid Hamad.

Am meisten schmerze es ihn, wenn er Kinder zu Grabe tragen müsse, erzählt der 36-jährige Mussa. „Dann kann ich mich nicht mehr beherrschen.“ In der vergangenen Woche hat er die Gräber für die Ehefrau und drei Kinder von Hussein Abu Kuweik ausgehoben. Sie waren bei einem Raketenangriff der israelischen Armee gestorben, der eigentlich ihrem Mann und Vater, dem örtlichen Anführer der radikalislamischen Hamas-Organisation von al-Amari, galt. Die sterblichen Überreste der 32-jährigen Mutter und ihrer 16- und 14-jährigen Töchter sowie ihres 10-jährigen Sohnes ruhen nun auf dem Friedhof von al-Bireh. „Als ich die Kinder zu Grabe gelassen habe, musste ich weinen“, gesteht der Totengräber.

Bürgermeister Hamad hat einen Brief an Jassir Arafat geschrieben und mehr Land angefordert, weil der Friedhof kaum noch neue Tote aufnehmen kann. Auch die Krankenhäuser in Dschenin und Nablus stoßen angesichts der vielen Toten an ihre Grenzen. Laut Mussa Abu Hamid, dem Generaldirektor aller Krankenhäuser im Westjordanland, werden in den Einzelfächern der Leichenhallen manchmal schon mehrere Tote gleichzeitig gekühlt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen