: Information adieu
Heute soll erstes Verbraucherinformationsgesetz beschlossen werden. Verbraucherschützer kritisieren Entwurf und fordern mehr Transparenz
BERLIN dpa/taz ■ Einen Tag vor der geplanten Verabschiedung des Verbraucherinformationsgesetzes im Kabinett hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) gestern den Entwurf als unzureichend kritisiert. „Der jetzt vorliegende Entwurf bleibt deutlich hinter dem erklärten Ziel zurück, Transparenz bis zur Ladentheke zu schaffen“, bemängelte Edda Müller vom Vorstand des vzbv.
Es ist schon der zweite Entwurf, der Gerhard Schröder und seinen MinisterInnnen vorliegt. Die erste Version eines der wichtigsten Reformprojekte der rot-grünen Regierung war am massiven Widerstand aus der Wirtschaft gescheitert. Der jetzt überarbeitete Entwurf sieht zwar noch eine Informationspflicht der Behörden vor, die ohnehin schon beschränkte Auskunftspflicht der Unternehmen musste Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) aber kippen, nachdem sich das Kanzleramt auf Druck der Unternehmen eingeschaltet hatte.
Stattdessen soll eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie „zur umfassenden Auskunft über Produkte und Dienstleistungen“ den überarbeiteten Gesetzentwurf ergänzen. Darüber hinaus soll die Auskunftspflicht der Behörden offenbar auf Lebensmittel und so genannte Bedarfsgegenstände beschränkt werden. „Damit ist der Auskunftsanspruch von Verbrauchern gegenüber Unternehmen ausgeklammert worden“, so die Kritik von Müller. Eine freiwillige Selbstverpflichtung könne die Auskunftspflicht nicht ersetzen. Eine erweiterte Informationspflicht zu allen Produkten forderte auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Davon wären dann auch Textilien oder Elektrogeräte betroffen.
Druck erhält Renate Künast auch durch einen konkurrierenden Gesetzesantrag, den der niedersächsische SPD-Landwirtschaftsminister Uwe Bartels in den Bundesrat eingebracht hat. In diesem wird den Verbrauchern auch gegenüber der Wirtschaft ein Rechtsanspruch auf umfassende Information bei Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen eingeräumt. ANN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen