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Donner und Tränen

Der Paralympier Thomas Oelsner wurde positiv getestet. Alle Beteiligten sind angemessen erschüttert

BERLIN taz ■ Die Welt war heil. Deutsche Behindertensportler zeigten stolz die Medaillen, die sie errangen. Sportler mit körperlichen Schäden hatten in Salt Lake City ihr Forum. Das wollten sie mit positiven Nachrichten füllen. Mit Lächeln. Edelmetall. Und Anerkennung. Doch nun kullern Tränen. Regiert Bestürzung. Und alle sind untröstlich. Ausgerechnet Aktivensprecher Thomas Oelsner wurde mit dem anabolen Steroid Methenolon im Körper erwischt. Der hatte schon zweimal Gold gewonnen. Im Biathlon und im Langlauf.

Das Mittel ist eine körperfremde Substanz, also leicht nachzuweisen. Das verwundert. Denn Oelsner wusste, dass er kontrolliert wird. Bleiben zwei Ansätze: Dummheit oder Anschlag. Die Anschlagsthese wird favorisiert. Wie so oft. „Ich habe meine Leistungsfähigkeit niemals mit irgendeinem Medikament gefördert“, sagt der Überführte. „Wir glauben an die Unschuld des Athleten“, springt ihm Karl Quade bei, Chef de Mission. Die Entschuldungsmaschinerie ölt auch Mannschaftsarzt Andreas Schmid: „Es ist irrsinnig, dieses Präparat während des Wettkampfes einzunehmen.“ Trainer Peter Zipfel vermutet, dass „Oelse etwas zugeschoben wurde“ und verspürt einen „Donnerschlag schlimmsten Ausmaßes“. Die blinde Langläuferin Verena Bentele widmete ihr Gold weinend ihrem Zimmerkollegen: „Thomas ist absolut unschuldig.“

Die Erschütterungen reichen bis nach Berlin, wo Karl Hermann Hack (Bundesbeauftragter für Behinderte) nach Rücksprache mit Kanzler Schröder seine „Betroffenheit“ bekundet, des Weiteren aber droht, den Sportetat zu kürzen, weil sein Glaube an einen „sauberen, manipulationsfreien Sport“ Schaden genommen habe. Dieser Schaden ist schon bei den Paralympics in Sydney entstanden. Damals wurden sechs Gewichtheber erwischt. Man merke: Auch Paralympier sind Leistungssportler.

MV

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