■ Nachgehackt: Christliches Cholesterin
JournalistInnen sind brutal. Wenn ihnen sonst nichts einfällt, greifen sie zum Beil. Zum Hacken. Zum Zuhacken. Dann entsteht kein verdienstvoll-investigatives „Nachgehakt“, schon gar kein dossierartig dialogorientiertes „Nachgefragt“. Nein, „Nachgehackt“ heißt hämisch die Devise, gern auch mit der Doppelaxt. Worüber wir heute mal ablästern: Die evangelische Kirche in Bremen.
Die hat sich die Premiere in dieser kaltherzigen Kolumne mit ihrem neuen Megaposter am Dom verdient. „Woran denken Sie an Ostern?“, fragt uns scheinheilig unschuldig ein buntes Stück Plaste, das etliche Quadratmeter der rußgeschwärzten Fassade in hellblauen Himmel verwandelt – inklusive der Schäfchenwolken, auf denen die Lettern luftig schweben. „An überbuchte Flüge auf südliche Inseln, wieso?“ möchte man fragend hinaufrufen. Doch dann erspäht das Auge Kleingedrucktes. Natürlich, es war eine Fangfrage, die Evangelischen wollen doch selbst die Antwort geben. Nur: Was steht da bloß? Bildschirmversehrt entziffert wir mühsam „Jesu Auferstehung“, „Feiern“, „Christsein“ – halt, stimmt ja gar nicht, das letzte heißt „Cholesterin“. Das ändert die Sachlage natürlich fundamental. Denn: In Wahrheit denken die meisten doch an Ostereier, Schoko und so. Sind wir vielleicht Zeugen eines Krieges der Megaposter? Schon schweift der Blick nach links zum Milka-Rathaus. Uns wird bewusst: Die Kirche warnt vor den gesundheitlichen Folgen des gigantischen Werbe-Feldzugs, ist letzte Bastion gegen die Herrschaft des Nahrungsmittelriesen über die Stadt.
Ein selbstloser Kampf der Bremer Protestanten? Nicht ganz: Denn ganz unten auf dem Domturmposter steht natürlich noch eine Telefonnummer: Für christliche Osterberatung. Aber wir drucken hier lieber die 02131/224400. Da meldet sich Megaposter GmbH – falls auch Sie den Menschen eine Frage stellen möchten. Der Hacker
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