: Sichtbares Leid motiviert
Tierschützer wollen die Öffentlichkeit mit der professionellen Reinigung verölter Vögel auf Umweltkatastrophen aufmerksam machen und so Druck entwickeln
HAMBURG taz ■ Der Internationale Tierschutzfonds (IFAW) will einen neuen Weg einschlagen, um der Ölverschmutzung in den Meeren vorzubeugen. „Die bisherige Strategie der Umweltverbände war nicht erfolgreich“, sagt Markus Risch, IFAW-Direktor in Deutschland. Jährlich kämen in der Deutschen Bucht rund 20.000 Seevögel durch illegal verklapptes Öl um. Der IFAW will nun dafür sorgen, dass verschmierte Vögel auch hier professionell versorgt werden.
Von der Reinigung der Tiere erhofft sich der Verband so viel Aufmerksamkeit, dass politischer Druck entsteht, die Gesetzeslage zu verbessern. Vorbild sind die USA: Nach der Umweltkatastrophe nach der Havarie des Tankers „Exxon Valdez“ vor Alaska verabschiedeten die Amerikaner ein Gesetz über Ölverschmutzungen.
Demnach müssen Produzenten, Transporteure und die Bundesstaaten Katastrophenpläne entwickeln und bei der Schadensbekämpfung zusammenarbeiten. Der Verursacher haftet für die Schäden und ihre Beseitigung einschließlich der Rehabilitation verölter Tiere.
Der Staat Kalifornien ging noch weiter und errichtete ein Netz von Rettungsstationen. Hinzu kommt ein Programm, mit dem die Behandlungsmethoden überwacht und weiterentwickelt werden. Finanziert wird das Netz durch Abgaben auf den Öltransport in Höhe von ein paar US-Cent pro Ölfass.
Kritik, bei der Ölvogel-Behandlung werde viel Geld in wenige Tiere investiert, wies der IFAW zurück. „Uns geht es um Prinzip und die Verantwortung“, sagt Risch. Leidende Vögel motivierten Menschen ohnehin, sich einzusetzen, so dass es nur darum gehe, den Tieren möglichst professionell zu helfen. Außerdem ermögliche die Rehabilitation verölter Tiere, „den ökologischen Schaden wenigstens ansatzweise finanziell zu beziffern“. GERNOT KNÖDLER
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