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Erstmals Gewinn bei Eurokonzern

Der multinationale Airbus-Bauer EADS schreibt schwarze Zahlen. Zwar ist die Rüstungs- und Raumfahrtsbranche mau – der zivile Luftfahrtsektor aber boomt. Ob Ergebnis wiederholbar ist, bleibt fraglich: 2002 sinkt die Zahl der ausgelieferten Airbusse

Die Europäer werden den USA schon hinterherrüsten, so die stille Hoffnung

von REINER METZGER

Knapp zwei Jahre ist der europäische Luftfahrtkonzern EADS alt, jetzt kann er erstmals Gewinn präsentieren: Im vergangenen Jahr übertraf die französisch-deutsch-spanische EADS ihre Ziele. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen verbesserte sich um 21 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Nach Steuern und Sondereffekten bliebt für 2001 ein Nettogewinn von 936 Millionen.

Der Umsatz der offiziell European Aeronautic Defense and Space Company benannten AG wuchs um 27 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro. Die Airbus-Tochter wurde dabei erstmals vollständig mit einberechnet. Der Konzern wurde zum 10. Juli 2000 zusammengesetzt aus der Daimler-Tochter Dasa, der französischen Aérospatiale und der spanischen Casa. Der Gewinn kam mit 1,4 Milliarden Euro vor allem aus dem Geschäft mit Passagiermaschinen. Mit 274 Bestellungen im Terrorjahr 2001 konnte der praktisch einzige Konkurrent Boeing wieder überholt werden. Der Raumfahrtbereich mit dem Satellitenbau und der Vorzeigerakete Ariane litt vor allem unter starker US-Konkurrenz, der Verlust stieg hier vor Steuern auf 222 Millionen Euro.

Der Rüstungssektor stagnierte, weil die europäischen Verteidigungsministerien als Hauptkunden mit ihren engen Budgets kämpfen, erwirtschaftete aber immerhin im zweiten Halbjahr ein leichtes Plus von 49 Millionen Euro. Trotzdem wollen die Konzernchefs, der Franzose Philippe Camus und der Ex-Dasa-Mann Rainer Hertrich, den Rüstungsbereich ausbauen – weil der zivile Bereich noch einige Zeit mit den Auswirkungen des 11. September kämpfen werde. Und die Europäer werden nach der Machtdemonstration der US-Amerikaner schon nachrüsten, so die stille Hoffnung.

Für das Jahr 2002 werde wegen der Airbusflaute der EADS-Gewinn aber wieder einbrechen, rechneten die beiden Co-Chefs gestern in Amsterdam vor. Die Zahl der ausgelieferten Airbusse sinke von 325 auf 300 pro Jahr. Im Rüstungsbereich hingegen winken lukrative Neuaufträge. EADS gehört unter anderem Eurocopter, der weltgrößte Hersteller ziviler Hubschrauber, der auch viele militärisch genutzte Helicopter fertigt. Bis 2004 solle der Umsatz im gesamten Rüstungsbereich von 6,1 auf mehr als 9 Milliarden Euro zulegen. Dieses Wachstum werde zum großen Teil bereits durch den Auftragsbestand bei neuen Programmen wie dem Eurofighter, dem Transporthubschrauber NH90 und dem Kampfhelicopter Tiger gesichert. Große Erwartungen setzt EADS zudem in den Militär-Transporter Airbus A400M, für den schon Vereinbarungen im Wert von 18 Milliarden Euro unterzeichnet worden seien. Hertrich zeigte sich zuversichtlich, dass das Programm auch in Deutschland in den nächsten Tagen trotz des Streits um die Finanzierung endgültig auf den Weg gebracht wird.

Die Zahl der Beschäftigten soll in diesem Jahr konstant bei 103.000 bleiben. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen 2002 um 400 Millionen Euro steigen wegen der Entwicklung des kommmenden Großairbusses A380, der Konkurrenz für Boeings Flaggschiff Jumbo Jet. Für den A380 liegen schon 97 Aufträge vor. (mit dpa)

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