: Ein paar Idioten im Wald
Stadtreinigung erhöht die Preise. Sperrmüllabfuhr jetzt kostenpflichtig ■ Von Gernot Knödler
Die Stadtreinigung erhöht zum 1. April ihre Preise um durchschnittlich zwei Prozent. Eine entsprechende Vorlage, über die die taz hamburg bereits vorab berichtet hatte, erhielt gestern vom Senat grünes Licht. Die Stadtreinigung will mit den erwarteten 3,2 Millionen Euro Mehreinnahmen ein drohendes Defizit von fünf Millionen Euro ausgleichen. Der Rest soll durch Sparen gedeckt werden. Das Defizit bei der Stadtreinigung rührt vor allem aus dem Abwandern von Geschäftskunden, die seit 1998 die Möglichkeit haben, ihren Müll privat entsorgen zu lassen. Privathaushalte können das nicht.
Neu eingeführt wird eine Gebühr für die bisher kostenfreie Sperrmüllabfuhr. Biotonnen sollen um 68 Prozent teurer werden. Die monatliche Grundgebühr wird um 14 Cent auf 5,20 Euro steigen. Müllcontainer für große Mengen loser Abfälle von Betrieben und die Gehwegreinigung werden um zwei Prozent erhöht. Der Geschäftsführer der Stadtreinigung (SRH), Berend Krüger, hofft, dass sich trotz der Änderungen kein Sperrmüll auf Hamburgs Straßen anhäufen wird und auch die Kompostieranlage der Stadtreinigung weiter zu tun hat.
„Wir sind nach wie vor daran interessiert, dass die Leute ihren Abfall trennen“, versicherte Krüger. Schließlich könne der Biomüll zu hochwertigem Kompost werden. Allerdings wolle die Stadtreinigung den Kostendeckungsgrad der Biotonne von 30 auf 43 Prozent erhöhen. Die Quersubventionierung durch Leute ohne Biotonne veringert sich entsprechend. „Nach wie vor bleibt die Biotonne für Gartenbesitzer eine preiswerte Form der Entsorgung“, behauptete Krüger. Ein normaler, grauer 80-Liter-Behälter wird bei 14-tägiger Leerung zum Beispiel 9,60 Euro kosten, eine Biotonne in gleicher Größe 5,36 Euro .
Die Sperrmüllabfuhr wird künftig 35 Euro für bis zu acht Kubikmeter Müll kosten. Für jeden weiteren angefangenen Kubikmeter werden fünf Euro fällig. Durchschnittlich holt die Stadtreinigung derzeit drei Kubikmeter Sperrmüll aus Hamburger Wohnungen. Bei der Planung der Gebühr habe man sich bei anderen Entsorgern umgehört. „Die Münchner kennen kein Problem mit der Sperrmüll-Entsorgung“, versicherte Krüger. Dabei würden dort 25,56 Euro für jede angefangene Viertelstunde vom Bürger verlangt.
„Es wird immer ein paar Idioten geben, die in Unkenntnis der Welt ihr Sofa ins Auto laden und in den Wald fahren“, räumte Krüger ein. An dieser Minderheit könne die Stadtreinigung aber nicht ihre Politik ausrichten. Wenn das Sofa einmal im Auto sei, könne es der Betreffende überdies gleich zu einem der 15 Recyclinghöfe fahren, die 48 Stunden in der Woche kostenlos Müll entgegennehmen.
Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) befürchtet dagegen, dass die Häuser seiner Mitglieder zugemüllt werden. „Die Mieter werden in Keller- und Bodenräumen ihren Sperrmüll so lange sammeln, bis das Volumen erreicht ist“, warnte Verbandsdirektor Joachim Wege.
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