: Nur ein Wohnzimmer
■ Pläne für Europa-Passage wurden noch einmal gründlich verändert
Es wird alles ganz wunderbar. Hamburg erhält nach Ansicht von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) „ein neues städtebauliches Highlight“. Oder um es mit Architekt Hadi Teherani zu sagen: „Es wird wie ein gutes Wohnzimmer.“ Die Europa-Passage am Ballindamm wird zumindest Hamburgs teuerstes Wohnzimmer: 400 Millionen Euro investieren Allianz und Landesbank bis 2006 in das Projekt, das damit „das größte innerstädtische Bauprojekt der letzten Jahrzehnte“ ist, wie der Bürgermeister feststellt. Dafür wurden die ursprünglichen Pläne des Architekturbüros noch einmal massiv überarbeitet. Die jetzige Planung verzichtet annähernd auf alle gewagten Elemente und setzt auf die Devise: Keine Experimente.
So ist die zunächst geplante Lichtkuppel ersatzlos gestrichen, die Neugestaltung der Straßenfluchten von Hermann- und Paulstraße fällt ebenfalls weg. „Es wird künftig überwiegend so aussehen wie vorher“, fasst von Beust dies in einem schlichten wie vielsagenden Satz zusammen. Das Projekt werde sich „weitgehend in die hergebrachten Strukturen einpassen“ und somit „ein Scharnier zwischen der westlichen und östlichen City“ bilden. Die Eckgebäude von Hermann- und Bergstraße, die zunächst abgerissen werden sollten, bleiben erhalten. Damit werde auch den Bedenken von DenkmalschützerInnen Rechnung getragen.
Dafür muss das ebenfalls denkmalgeschützte Europahaus am Ballindamm dran glauben, und auch einige der heutigen Fassaden dürften sich massiv verändern – dies müsse man, so von Beust, in Kauf nehmen, „weil Architektur in der Stadt ja auch immer Weiterentwicklung ist“. Das sieht Antje Möller anders: „Das einmalige Ensemble“ werde „dem Kommerz“ geopfert, kritisiert die GALierin.
Zur Weiterentwicklung in diesem Bereich zählen Landesbank und Allianz auch den Plan, dass dort 130 Läden der schickeren Art entstehen sollen, 780 Stellplätze und ein Blick aus der Passage direkt auf die Binnenalster. Das ist die Chance für Teherani, der bereits zahlreiche städtische Aufträge verbaut hat, sein geliebtes Glas in das Projekt einzubauen – „bisher kennen Sie uns ja eher von unseren Glasfassaden. Jetzt wollen wir zeigen, dass wir auch mit Sandstein umgehen können.“ Peter Ahrens
Die Pläne liegen vom 2. April bis 2. Mai im Bezirksamt Mitte aus.
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