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Uganda greift in Sudan ein

Neue Allianzen im Krieg gegen den Terror: Mit Billigung der sudanesischen Regierung jagt der traditionelle Erzfeind Uganda im Südsudan Rebellen auf der US-Terrorliste

Ugandas und Sudans Armeen arbeiten zusammen, der SPLA droht die Isolation

BERLIN taz ■ Der Krieg gegen den Terror bringt neue Allianzen. Uganda, enger Verbündeter der USA in Ostafrika, und Sudan, nach US-Auffassung Unterstützer des internationalen Terrorismus, arbeiten neuerdings militärisch im Südsudan zusammen. Die Kooperation der beiden bisher verfeindeten Armeen ist ein Erfolg für die US-Diplomatie.

Ziel der Militäraktion ist die LRA (Lord’s Resistance Army), eine christlich-fundamentalistische ugandische Rebellengruppe, die im Sudan ihre Basen hat und sich durch das Verschleppen ugandischer Kinder in den Sudan bekannt geworden ist. Die LRA unter Führung von Joseph Kony dient Sudans Armee als Verbündeter gegen die südsudanesische Rebellenbewegung SPLA (Sudan People’s Liberation Army), die wiederum Unterstützung aus Uganda erhält. Wiederholte Abkommen zwischen Uganda und Sudan, diesen Stellvertreterkrieg zu beenden, blieben ergebnislos.

Erst seit die US-Regierung am 5. Dezember 2001 die LRA und eine weitere ugandische Rebellenbewegung auf ihre Liste terroristischer Organisationen setzte, sieht sich Sudans Regierung zum Handeln gezwungen. Auf einem Ostafrikagipfel in Sudans Hauptstadt Khartum im Januar einigten sich die Präsidenten Ugandas und Sudans auf eine Zusammenarbeit gegen die LRA.

Am 20. Februar setzten die USA ihre Beziehungen zu Sudans Regierung aus, nachdem Sudans Luftwaffe eine UN-Lebensmittelverteilung im Südsudan bombardierte. Am gleichen Tag reiste US-General Carlton Fulford, stellvertretender Oberkommandierender der in Stuttgart angesiedelten US-Kommandozentrale für Europa, Afrika und den Nahen Osten, nach Uganda für Gespräche mit dem dortigen Militär. Vier Tage später überquerten ugandische Verbände mit schweren Waffen die Grenze nach Sudan. Am Vortag waren 300 LRA-Kämpfer unter dem persönlichen Kommando Konys aus dem Sudan in Norduganda eingefallen – der erste Großangriff in zwei Jahren.

Die Operation ist seitdem beständig ausgedehnt worden. Zunächst war von einem fünf Kilometer tiefen Grenzstreifen die Rede. Nach drei Tagen standen die Ugander schon 30 Kilometer tief auf sudanesischem Gebiet. Am 7. März sagte Ugandas Verteidigungsminister, Amama Mbabazi, man werde im Sudan weiterkämpfen, solange die LRA der ugandischen Grenze näher als 1.000 Kilometer komme.

Die ugandischen Truppenverbände sind nach amtlichen Angaben 700 Mann stark, die LRA soll noch 500 Kämpfer haben. Aber die ugandische Intervention im Sudan hat mehr Folgen, als es diese niedrigen Zahlen vermuten lassen. Denn indem Ugandas und Sudans Armeen zusammenarbeiten, droht der SPLA die Isolation. Aus diesem Grund geht die SPLA nun selbst in die Offensive. Neue SPLA-Verbände wurden mobilgemacht, um die von Sudans Regierung gehaltenen südsudanesischen Städte Torit und Juba einnehmen, zwischen denen ein wichtiges Lager der LRA liegen soll.

Anfang letzter Woche erlaubte Sudans Regierung Uganda, Soldaten nach Juba und Torit zu schicken. Daraufhin begann die LRA, Sudans Armee anzugreifen, und tötete 22 Soldaten sowie einen ranghohen ugandischen Militär. Sudans Militär wurde daraufhin selbst gegen die LRA aktiv. Das entlastet Ugandas Soldaten, von denen eine Gruppe prompt verloren ging und sich nun angeblich auf dem Weg zur SPLA im Busch nahe Juba befindet.

Während Ugandas Generäle munkelten, vielleicht sei Sudans Armee nicht ganz unschuldig an Ugandas Todesopfern, bekräftigte die SPLA, sie werde ihre Angriffe auf Sudans Ölfelder fortsetzen. Und die bewaffnete sudanesische Exilopposition sammelt angeblich Verbände in Eritrea für eine neue Front im sudanesischen Krieg. Ugandas Intervention im Sudan könnte noch unabsehbare regionale Folgen haben. DOMINIC JOHNSON

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