Bischöfe rügen Gewaltapostel

In Osterpredigten thematisieren deutsche Kirchenchefs die Lage im Nahen Osten

HAMBURG dpa ■ Wie der Papst haben auch deutsche Bischöfe in ihren Osterpredigten die Eskalation der Gewalt in Nahost beklagt und dabei ungewöhnlich deutlich die Politik Israels kritisiert. Bayerns Landesbischof Johannes Friedrich sagte, Israels Ministerpräsident Ariel Scharon scheine „nichts anderes im Sinn zu haben als die Demoralisierung der Palästinenser“. Zugleich verurteilte er die „schrecklichen und menschenverachtenden“ Terroranschläge palästinensischer Selbstmordattentäter. Die politische Lage im Heiligen Land sei derzeit ohne Hoffnungsschimmer. Das werde sich auch nicht ändern, solange weiterhin „Scharfmacher und Gewaltapostel auf beiden Seiten“ das Sagen hätten.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hob die zentrale Osterbotschaft des Friedens hervor: „Die Sorge um den Frieden muss schon früh beginnen.“ Die abnehmende Zahl der Christen im Ursprungsland des christlichen Glaubens beklagte der Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber. Viele palästinensische Christen litten so sehr unter der Last von Unsicherheit und Gewalt, „dass sie die Flucht ergreifen oder auswandern“, sagte er. „Ich habe die Verunsicherung vieler Israelis ebenso vor Augen wie die Lage der Palästinenser, die nicht an ihre Arbeitsplätze gelangen, ihre Schulen nicht erreichen, am öffentlichen Leben nicht teilnehmen können.“

Neue Wege zum Frieden forderte der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber. Mit den gegenwärtigen Maßnahmen werde dem Frieden kaum mehr ein Chance gegeben.