: Sparsamer Fußball
Streit um Staatsbürgschaften für Fußballclubs verschärft sich. Regierung sieht vorerst keinen Handlungsdruck. Vereine sollen Gehälter kürzen
BERLIN dpa/ap ■ Angesichts der drohenden Insolvenz der Kirch- Gruppe verschärft sich der politische Streit um mögliche Bürgschaften des Staates für die betroffenen Fußballclubs. Massive Kritik an Staatshilfen kam aus Union, FDP, Wirtschaft und auch aus der SPD. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye verteidigte dagegen gestern in Berlin entsprechende Überlegungen von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Dem Kanzler gehe es nicht um die großen Clubs, sondern um die kleinen Vereine.
„Es ist absurd zu glauben, dass die Bundesregierung die Gehälter von Fußballmillionären absichern will.“ Die Regierung führe mit Vertretern des Profifußballs vorsorglich Gespräche, ob Hilfe nötig sein könnte, sagte Heye, betonte aber, vorerst gebe es keinen Handlungsdruck. Heye verwies auf die Aussage von Bayerns Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU), dass die Kirch-Gruppe die vereinbarte Rate von 100 Millionen Euro zum 15. Mai an die Liga zahlen will. In erster Linie seien zudem die Clubs selbst in der Pflicht, ihre Probleme zu lösen, zu sparen und etwa die Gehälter zu kürzen.
Unions-Kanzlerkandidat Stoiber forderte Schröder auf, seine Pläne für Bürgschaften völlig zurückzuziehen. „Das ist wie der 1. FC Holzmann. Diese Frage regelt der Markt und nicht der Staat“, warnte Stoiber. Auch Arbeitsminister Walter Riester (SPD) ging im ZDF auf Distanz zu möglichen Bürgschaften. Die FDP warf Schröder durchsichtige Wahlkampfmanöver vor. „Der Medienkanzler Schröder darf nicht erneut den Spendieronkel spielen.“ Auch Fußballvereine seien Wirtschaftsbetriebe, betonte dagegen Heye. Als solche hätten sie das Recht, den Staat um Bürgschaften zu bitten.
Die Bevölkerung weiß, was sie will: Mehr als 98 Prozent aller Teilnehmer einer TED-Umfrage des ZDF haben Bürgschaften für Bundesligavereine abgelehnt. Innerhalb von nur 18 Stunden stimmten fast 15.000 Fernsehzuschauer über die Frage ab: „Sind Sie für Staatsbürgschaften für die Fußballbundesliga?“ Bislang antworteten darauf 98,2 Prozent mit Nein, nur 1,8 Prozent mit Ja.
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