Nur ein kleiner Imageverlust

Start einer kleinen taz-Serie über die Auswirkungen der Kirch-Pleite auf den Nicht-Fußball-Sport. Heute: Warum dem Handball das Theater ziemlich schnuppe ist

Bernd-Uwe Hildebrandt, Manager des Handball-Bundesligisten SC Magdeburg, ist „hoch erregt“. Und zwar darüber, „dass sich die ganze Diskussion mal wieder nur auf den Fußball konzentriert“. Dabei wird selbst im Lande Beckenbauers der Ball nicht nur mit dem Fuß bewegt. Die taz untersucht die Auswirkungen der Kirch-Krise auf andere Spiel-Sportarten. Zum Beispiel auf: Handball.

Um in die Zukunft sehen zu können, muss man manchmal ja erst in die Vergangenheit blicken. In der deutschen Handball-Bundesliga, bisweilen als die beste Liga der Welt beschrieben, sah die vor gut drei Jahren so aus: Das Deutsche Sportfernsehen (DSF) zeigte sich zwar durchaus bereit, pro Woche ein Bundesligaspiel live im TV zu übertragen, wollte die anfallenden Produktionskosten dafür aber von den Vereinen übernommen wissen. Kostenpunkt: 20.000 Mark pro Spiel. Die Klubs protestierten, die Idee wurde verworfen, das so genannte Spiel der Woche flimmert seither dennoch über die matte Scheibe des DSF. „Zwischen 200.000 bis 600.000 Zuschauer“, sagt Ligachef Heinz Jacobsen, pfeifen sich den Streifen Woche für Woche rein.

Diese Handballjunkies könnten künftig in die Röhre schauen, und zwar in eine schwarze, dann nämlich, wenn die Kirch-Pleite auch das Aus fürs DSF bedeuten sollte. „Es wäre natürlich ein kleiner Imageverlust, wenn uns diese Sendezeit fehlen sollte“, sagt Hildebrandt, sonderlich aufgeregt klingt er dabei aber nicht. Warum auch?

Weitere Auswirkungen der

Krise des Herrn K. werden im deutschen Handball nicht befürchtet, selbst bei den sogenannten „Kleinen“ nicht. Als „überhaupt nicht existenzbedrohend“ empfindet selbst Martin Wiedemann, Geschäftsführer der permanent ums Überleben kämpfenden SG Willstätt-Schutterwald, die ganze Kirch-Chose, was bei den 50.000 Euro Fernsehgeld pro Saison, die jeder Bundesligist erhält, auch nicht weiter wundert.

Zumal das Geld nicht von Kirch kommt, sondern von Sport A, das sich die Handball-Rechte bis Mitte 2003 gesichert hat. Der Rechtevermarkter von ARD und ZDF vergibt das „Spiel der Woche“ seinerseits als Unterlizenz an das DSF; sollte der Kirch-Sender eingehen, müsse „man sehen, was daraus wird“, sagt Meike Bremer von Sport A.

Für den Fall ist der Magdeburger Hildebrandt davon „überzeugt, dass sich ein neuer Sportsender entwickelt“, wenn nicht, müssten sich eben „die dritten Programme mehr ins Zeug legen“. Um die betreffenden ARD-Sender besser locken zu können, überlegen sich nach taz-Informationen zumindest die Vereine aus dem Süden derzeit, eigene TV-Produktionen auf die Beine zu stellen und zu finanzieren. ARD und ZDF müssten dann nur noch Sendezeit zu Verfügung stellen. FRANK KETTERER