: Solidarisch gegen Sattelklauer
■ In Bremen versichert eine Gruppe ihre Räder selbst: Schnell, billig, mit Konsensprinzip
„Spielregeln“ nennen sie das, was herkömmliche Radversicherungen „Klauseln“ nennen und sich mit Unterschrift vertraglich bestätigen lassen, für monatlich viel Geld. „Anstatt jeden Monat 50 Euro zu zahlen, gibt's bei uns eine Einlage von 40 Euro, und die hält lange“, erklärt Renate Rietz von der Gruppe, die ihren Namen zum Programm macht: „Klaunix“.
Eine Solidargemeinschaft zur Versicherung des eigenen Fahrrads, „kein Verein, sondern ein privater Zusammenschluss für Leute, denen ihr Rad etwas wert ist und die eine Alternative zu normalen Versicherungen suchen“, erklärt Rietz das Konzept der inzwischen acht Jahre alten Initiative in Bremen.
Das Konzept funktioniert so: Derzeit etwa 30 RadlerInnen haben eingezahlt, das macht zusammen 1.200 Euro. „Das ist auch unsere Versicherungsgrenze, alles darüber kann nicht ausbezahlt werden“, sagt Rietz. Zwingt ein Diebstahl den Topf anzubrechen, zahlen alle anteilig nach und füllen das Budget wieder auf.
Erste Spielregel: Immer das Rad schön brav anschließen, dann gibt's auch Geld. Treten neue Versicherungsnehmer bei, wird zuerst der Wert des Rads geschätzt. „Wird dies oder auch nur der Sattel geklaut, steht sofort Geld bereit“, sagt Rietz und erklärt: „Dass es schnell geht, ist wichtig, denn die meisten von uns brauchen ihr Rad täglich, oft für den Weg zur Arbeit“. Um die Spielregeln festzulegen versammeln sich alle Klaunixe zweimal im Jahr, „das ist verbindlich“, betont Rietz, „denn bei den Treffen diskutieren wir die Spielregeln – derzeit 20 an der Zahl“. Und dass sei schließlich auch der Spaß an der Sache, meint Rietz: „So erfinden wir unsere eigenen Paragraphen, und ganz wichtig: Abgestimmt wird nicht, es herrscht Konsens-prinzip“. Die Posten für Kontoführung und Verwaltungsaufgaben routieren.
Für neue Versicherte sorgen die Klaunixe selbst. „Jemand bringt jemanden mit, den er kennt“, sagt Rietz. So sei es auch einfacher, den Vertrauensvorschub zu leisten, der für das Funktionieren der Radler-Gemeinschaft wichtig sei. „Denn wenn uns einer beschummelt, haben wir Pech gehabt“, sagt Rietz und setzt nach: „Aber Bremen ist klein, und solche Dinge sehr peinlich“. Bisher hatten sie mit dem Prinzip Erfolg: Nur acht Klau-Fälle in acht Jahren.
Daniel Satra
Ansprechpartnerin bei „Klaunix“ ist Renate Rietz, Tel.: 434 02 64.
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