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Rätsel um Djerba-Anschlag

Deutsche Polizei setzt ersten Verdächtigen wieder auf freien Fuß. BKA schickt zusätzliche Beamte. Auch Schily plant Tunesien-Reise. Regierung in Tunis spricht erstmals ebenfalls von Anschlag

BERLIN taz/afp ■ Knapp eine Woche nach der verheerenden Explosion auf der tunesischen Urlauberinsel Djerba schalten sich die deutschen Behörden immer intensiver in die Ermittlungen ein. Ein Tatverdacht gegen einen ersten Beschuldigten, der am Montagabend in der Nähe von Duisburg festgenommen worden war, hat sich allerdings nicht bestätigt. Der Mann wurde gestern Abend nach Verhören durch die Bundesanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt. Auch bei der Durchsuchung seiner Wohnung und der Unterkünfte von Personen aus seinem Umfeld in Mühlheim, Haan und Duisburg hätten sich keine Anhaltspunkte für eine Täterschaft ergeben, erklärte die Bundesanwaltschaft. Die deutsche Polizei hatte den Mann nach einem Hinweis der tunesischen Behörden festgenommen. Er sollte Stunden vor dem Anschlag mit dem mutmaßlichen Attentäter in Tunesien telefoniert haben.

Bundesinnenminister Otto Schily kündigte gestern an, dass er selbst eine Reise nach Tunesien unternehmen werde, um sich vor Ort über die Ermittlungsergebnisse zu informieren. Einen Zeitpunkt für diese Reise nannte Schily jedoch nicht. Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte bereits am Montag fünf zusätzliche Beamte nach Tunis entsandt. Damit sind insgesamt sieben Polizisten aus Deutschland in Tunesien. Die Zusammenarbeit mit den tunesischen Behörden bezeichnete der BKA-Sprecher als professionell.

Der Fahrer des Tanklastwagens, der am vergangenen Donnerstag vor der Synagoge in Djerba explodierte, ist inzwischen identifiziert worden. Er habe mit seiner Familie im französischen Lyon gelebt, teilte die tunesische Regierung gestern mit. Seine Nationalität und seine Identität wurden allerdings nicht bekannt gemacht. Der Tote gelte als „Verdächtiger“, erklärten die tunesischen Stellen und räumten damit erstmals offiziell ein, dass der Verdacht auf einen Anschlag besteht. Bisher hatte Tunis von einem Unfall gesprochen.

Eine in London erscheinende arabische Zeitung veröffentlichte gestern ein angebliches Bekennerschreiben einer islamischen Gruppe, die zum Terrornetzwerk Ussama Bin Ladens gehören soll. Darin heißt es, die Explosion in Djerba sei eine „Antwort auf die israelischen Verbrechen gegen das palästinensische Volk“ gewesen. Die tunesische Regierung bezeichnete diese Erklärung allerdings als „wenig glaubwürdig“.

Infolge der Explosion eines Tanklasters vor der Synagoge auf Djerba waren 16 Menschen ums Leben gekommen, darunter zehn deutsche Touristen. Der Tourismusausschuss des Bundestages hält es für möglich, dass in den nächsten Tagen eine allgemeine Reisewarnung für Tunesien ausgesprochen wird.

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