schlossplatz: Es wird Zeit für Argumente
Schaut man in den Abschlussbericht der Kommission „Historische Mitte Berlin“ ist die Stadt dem Wiederaufbau des barocken Stadtschlosses ganz nah. Trotz des denkbar knappen Votums für die Rekonstruktion und trotz des angekündigten politischen Widerstands dagegen erscheinen die Vergangenheit beschwörende Begründungen in architektonischer und städtebaulicher Hinsicht dominant. Schlüters Stadtschloss war mehr als gemauerter Stein. Es war eine epochebildende bauliche Chiffre für Berlin.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Nicht sicher fühlen sollten sich darum die Befürworter moderner Architektur an diesem Ort, wie etwa Bausenator Peter Strieder oder Staatsminister Julian Nida-Rümelin, die zwar den Krampf in den Kommissionsempfehlungen für nostalgische Kulissen erkannt haben, aber den Kopisten in Wirklichkeit nichts entgegensetzen können. Es reicht nicht, „Nein“ zu sagen zu barocken Fassaden und abgelegter Geschichte. Es genügt auch nicht, „Ja“ zu rufen zu zeitgenössischer Architektur, nur um (als Politiker) zu beweisen, dass man up to date ist und an die Zukunft glaubt. Das sind Petitessen.
Wer gegen Schlüter und seine Ideologen antreten will, braucht mehr Argumente. Etwa jene, die ins öffentliche Bewusstsein rufen, warum moderne Architektur, warum die Demokratie als Bauherr oder die baulichen Ideale unserer Gesellschaft es ebenso wert sind, Epoche zu machen. Darüber ist in Berlin in den letzten Jahren nicht geredet worden, das fehlt – weil vor Ort hauptsächlich über den Stadtgrundriss, Traufhöhen und natürlich das Barock gestritten wurde.
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