: Dschenin geräumt
Nach dreiwöchiger Besetzung ist die israelische Armee aus Dschenin im Westjordanland abgezogen. Die Stadt bleibt von Panzern umstellt
DSCHENIN/JERUSALEM ap/afp ■ Nach dreiwöchiger Besetzung und heftigen internationalen Protesten ist die israelische Armee aus Dschenin im Westjordanland abgezogen. Dschenin blieb jedoch weiterhin umstellt. Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser kündigte an, bis Sonntag werde die Armee auch aus Nablus und „größtenteils“ aus Ramallah abziehen.
Die israelische Armee hatte das Flüchtlingslager von Dschenin weitgehend zerstört. Am Nachmittag zogen Rettungskräfte einen verletzten Palästinenser aus den Trümmern, der zehn Tage lang darin überlebt hatte. Dänemark forderte eine Untersuchung der Vorgänge durch die Vereinten Nationen. US-Präsident George W. Bush ließ in Washington erklären, er unterstütze eine Untersuchung. Ein Sprecher Bushs ließ jedoch offen, wer die Mission aufnehmen solle. Ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon sagte dagegen, für eine Untersuchung der Ereignisse in Dschenin gebe es „keinen Bedarf“. Der UN-Sondergesandte Terje Roed-Larsen hatte am Donnerstag von einem „Schrecken, der das Verständnis übersteigt“, gesprochen. Die Palästinenser werfen der israelischen Armee „Massaker“ an hunderten Menschen vor.
Die Palästinenserführung erklärte, die Truppenbewegungen im Gaza-Streifen konzentrierten sich um die Dörfer Chan Junis und Deir al-Balach. Zudem sei die Stadt Rafah beschossen worden. Dort waren in der Nacht bei einem israelischen Vorstoß nach palästinensischen Krankenhausangaben zwei Palästinenser getötet worden. Zudem rückten gepanzerte Fahrzeuge in Kalkilia im Westjordanland ein.
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) forderte Israel auf, internationalen Hilfsorganisationen sofort Zutritt in die palästinensischen Autonomiegebiete zu gewähren. Die internationale Gemeinschaft dürfe dieser „humanitären Katastrophe“ nicht untätig zusehen, sagte die Ministerin in Berlin. Die Bundesregierung stellte Nahrungsmittelhilfe für die Palästinenser im Westjordanland und Gaza-Streifen bereit.
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