: Metaller werden zur Urne gerufen
IG-Metall-Vorstand hat entschieden: In den Bezirken Baden-Württemberg und Berlin/Brandenburg beginnen ab morgen die Urabstimmungen zu einem Arbeitskampf. Ab Montag, dem 6. Mai, soll dann die Methode des „Flexi-Streiks“ erprobt werden
von BARBARA DRIBBUSCH
In Baden-Würrtemberg und Berlin/Brandenburg droht der Arbeitskampf in der Metallindustrie. Der IG-Metall-Bundesvorstand in Frankfurt hat gestern in beiden Bezirken zu Urabstimmungen über Streiks aufgerufen. An den Urabstimmungen von morgen an können sich rund 200.000 Beschäftigte beteiligen. Vom Montag, dem 6.Mai an, soll dann in diesen Gebieten gestreikt werden.
Nach der Vorstandssitzung erklärte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, die Verantwortung für die Entwicklung trügen die Arbeitgeber. Zwickel betonte aber auch, ein Streik sei „kein nationales Unglück“. Es sei vielmehr das gute Recht gewerkschaftlich organisierter Arbeitnehmer.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hingegen warf der Gewerkschaft vor, dem Wirtschaftsstandort Deutschland zu schaden. „Das zarte Pflänzchen Aufschwung wird mit Füßen zertreten“, so Hundt.
Die Arbeitgeber hatten zuvor ein Angebot von 3,3 Prozent mehr Lohn vorgelegt. Die IG Metall möchte zumindest 4 Prozent mehr Entgelt für die Beschäftigten erreichen. Die Chemieindustrie hatte zuvor mit einer Tarifsteigerung im Volumen von 3,6 Prozent abgeschlossen.
In Baden-Württemberg sind die Gewerkschaftsmitglieder in 830 Betrieben aufgerufen, über einen Streik abzustimmen. In Berlin/Brandenburg sind 177 Betriebe betroffen. Am Dienstag, dem 30. April, soll die Urabstimmung abgeschlossen sein. Entscheiden sich mindestens 75 Prozent der aufgerufenen IG-Metall-Mitglieder für den Arbeitskampf, könnte dann ab 6. Mai der Ausstand beginnen.
Während des Streiks finden in den betroffenen Bezirken wieder Verhandlungen statt. Der Arbeitskampf endet, wenn sich die Tarifpartner dort auf einen Abschluss einigen, dem dann aber 25 Prozent der betroffenen Gewerkschaftsmitglieder wiederum zustimmen müssen.
Im kommenden Arbeitskampf will die IG Metall nach der Methode des „Flexi-Streiks“ verfahren. Dabei kann man beispielsweise einzelne Unternehmen immer nur ein, zwei Tage bestreiken, erklärte Frank Stroh, Sprecher des IG-Metall-Bezirks Baden-Würrtemberg. Mit dieser Methode verhindert man, dass etwa ein Automobilhersteller die Produktion einstellen muss, weil ein Zulieferer sehr lange bestreikt wird. In einem solchen Fall wären nämlich auch die indirekt betroffenen Arbeitnehmer in der Automobilfirma von der so genannten kalten Aussperrung bedroht und würden ohne Lohn nach Hause geschickt. Solche Wechselwirkungen will die IG Metall vermeiden.
Während des Arbeitskampfes erhalten die Gewerkschaftsmitglieder in den betroffenen Firmen ein Streikgeld, das je nach Beitragszahlung die Höhe des Nettogehalts erreichen kann.
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