: Ein Semesterticket für alle
Die BVG plant die Einführung einer Sonderfahrkarte für die Wintermonate. Das Unternehmen will so Moped-, Fahrrad- und Cabriofahrer in Busse und Bahnen locken
Im Sommer Fahrrad oder Moped fahren, im Winter U- oder Straßenbahn? Was für viele Berliner und Berlinerinnen längst Praxis ist, wollen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nun durch eine neue Fahrkarte unterstützen: ein Halbjahresticket für die Wintermonate. Mit dem Semesterticket auch für Nichtstudenten wollen die Berliner Verkehrsbetriebe „neue Kundengruppen erschließen“, sagte BVG-Finanzvorstand Joachim Niklas gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz des größten kommunalen Verkehrsunternehmens der Republik.
Konkrete Vorstellungen für das neue Ticket existieren allerdings noch nicht. Derzeit kalkuliert eine Arbeitsgruppe die Idee durch, die ursprünglich vom Autofahrerclub ADAC stammt. Die Autolobby wollte damit vor allem die Verkehrssicherheit in den Wintermonaten erhöhen. So viel ist aber klar: Der Preis für das Semesticket für alle wird, auf den Monat gerechnet, zwischen dem für die Jahreskarte und dem für das Monatsticket liegen. Über eine solche Änderung in der Tarifstruktur kann die BVG außerdem nicht allein entscheiden. Sie muss mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, dem Zusammenschluss der Verkehrsunternehmen der Region, abgestimmt werden. Dem Vernehmen nach lehnt die S-Bahn das Ticket ab, weil sie Einnahmeverluste befürchtet.
Die BVG hält unterdessen an ihren geplanten Fahrpreiserhöhungen ab August 2002 fest. In einem leicht inflationären Umfeld seien „jährliche maßvolle Tarifanpassungen“ notwendig, so Finanzvorstand Niklas. Die Idee, durch geringere Fahrpreise mehr Kunden in Busse und Bahnen zu locken und so die Einnahmen zu erhöhen, bezeichnete Niklas als „Talkshow-Argument, das auch durch ständige Wiederholung nicht richtig wird“.
Die geplanten Änderungen im Nachtverkehr sind immer noch nicht beschlossen. Eigentlich sollen ab Herbst nächtens Busse parallel zu den U-Bahn-Linien fahren und so das Nachtnetz übersichtlicher machen. „Wir prüfen weiter“, hieß es gestern unverbindlich.
Die BVG zog insgesamt eine positive Bilanz für 2001. Mit rund 97,6 Millionen Euro sei der Verlust um rund 20 Millionen Euro geringer als geplant ausgefallen, so Niklas. Dazu haben auch die Preiserhöhungen des vorigen Jahres beigetragen. Im Jahr 2008 möchte das Unternehmen eine schwarze Null im Fahrbetrieb schreiben. Das Land Berlin subventionierte die BVG im vergangenen Jahr mit 420 Millionen Euro. Der Betrag soll bis 2008 auf 250 Millionen Euro sinken. RICHARD ROTHER
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