piwik no script img

Chronologie des …linken Terrors

2. Juni 1967: Während einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien wird der Student Benno Ohnesorg von einem Kriminalbeamten erschossen. 3. April 1968: Aus Protest gegen den Vietnamkrieg werden in Frankfurt am Main Brandsätze in zwei Kaufhäusern gelegt.

31. Oktober 1968: Das Landgericht Frankfurt am Main verurteilt Andreas Baader, Astrid Proll und ihren Bruder Thorwald wegen versuchter menschengefährdender Brandstiftung zu drei Jahren Zuchthaus. 14. Mai 1970: Andreas Baader wird in Berlin bei einer Ausführung befreit. Anlässlich der Befreiung veröffentlicht die RAF ihre erste politische Erklärung.

Sommer 1970: Eine zwanzigköpfige Gruppe, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Horst Mahler, lässt sich in einem jordanischen Camp von der PLO militärisch ausbilden.

15. Juli 1971: In Hamburg wird Petra Schelm erschossen, am 2. März 1972 das RAF-Mitglied Thomas Weissbecker in Augsburg: die ersten Toten der Terrorismusfahndung.

11. Mai 1972: Bombenanschlag auf das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Frankfurt. Ein Oberst wird getötet. 24. Mai 1972: Zwei mit Sprengstoff gefüllte Autos der RAF explodieren im Hauptquartier der US-Streitkräfte in Heidelberg. Drei Soldaten sterben.

1. Juni 1972: Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Holger Meins in Frankfurt nach einer Schießerei festgenommen. 7. Juni 1972: Gudrun Ensslin in Hamburg verhaftet. 15. Juni 1972: Festnahme von Ulrike Meinhof in Hannover. 9. November 1974: RAF-Mitglied Holger Meins stirbt nach Hungerstreik.

10. November 1974: Berlins Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann wird durch die „Bewegung 2. Juni“ erschossen. Am 27. Februar entführt sie bis zum 5. März 1975 Berlins CDU-Landeschef Peter Lorenz. Die Behörden gehen auf den geforderten Gefangenenaustausch ein, fünf Gefangene werden in den Südjemen ausgeflogen.

24. April 1975: Das RAF-Kommando „Holger Meins“ nimmt in der deutschen Botschaft in Stockholm zwölf Geiseln. Bilanz: zwei Botschaftangehörige und zwei Geiselnehmer werden erschossen.

21. Mai 1975: In Stuttgart-Stammheim beginnt der Prozess gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe.

9. Mai 1976: Ulrike Meinhof wird in ihrer Zelle erhängt aufgefunden. 24. Juni 1976: Der Straftatbestand der „terroristischen Vereinigung“ nach Paragraf 129 a wird geschaffen. 7. April 1977: Generalbundesanwalt Siegfried Buback, sein Fahrer und ein Polizist werden in Karlsruhe bei einem Anschlag getötet. Bekenner: das RAF-Kommando „Ulrike Meinhof“. 28. April 1977: Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe werden nach 192 Verhandlungstagen in Stuttgart-Stammheim zu lebenslanger Haft verurteilt. 30. Juli 1977: Der Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, wird bei einem Entführungsversuch von der RAF in Oberursel erschossen.

5. September 1977: Bei der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer in Köln werden sein Fahrer und drei Polizisten erschossen. Daraufhin werden bundesweit die Zellen von achtzig „politischen“ Gefangenen durchsucht. 7. September 1977: Bei 72 Gefangenen werden jegliche Kontakte zur Außenwelt unterbunden. 2. Oktober 1977: Das im Eilverfahren durch die parlamentarischen Gremien gebrachte „Kontaktsperregesetz“ tritt in Kraft.

13. Oktober 1977: Das palästinensische Kommando „Martyr Halimeh“ entführt die Lufthansamaschine „Landshut“ und verlangt die Freilassung der elf in Deutschland inhaftierten RAF-Mitglieder sowie zweier Palästinenser, die in der Türkei gefangen sind. Bei einer Zwischenlandung wird der Flugkapitän von den Entführern erschossen. 17./18. Oktober 1977: Mitglieder des Spezialkommandos GSG 9 stürmen das Flugzeug und befreien die 86 Geiseln. Drei der Entführer werden dabei getötet. 18. Oktober 1977: Morgens werden Andreas Baader und Gudrun Ensslin tot, Jan-Carl Raspe wird sterbend, Ingrid Möller schwer verletzt in ihrer Zelle aufgefunden. 19. Oktober 1977: Das RAF-Kommando „Siegfried Hausner“ teilt mit: „Wir haben nach 43 Tagen Hanns Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz beendet.“

1. Februar 1985: Ein Kommando der RAF ermordet Ernst Zimmermann, den Vorstandvorsitzenden der Motoren- und Turbinenunion in Gauting. 9. Juli 1986: Der Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und sein Fahrer werden bei München mit einer ferngesteuerten Bombe getötet. 10. Oktober 1986: Der Diplomat Gerold von Braunmühl wird erschossen, die RAF bekennt sich zu der Tat. 30. November 1989: Alfred Herrhausen, Deutsche-Bank-Vorsitzender, wird Opfer eines RAF-Sprengstoffanschlags. Sein Fahrer wird schwer verletzt. 1. April 1991: Die RAF bekennt sich zur Erschießung Detlev Rohwedders (Vorstandschef der Treuhandanstalt).

März 1998: Nach mehrfachen „Deeskalationserklärungen“ in den Jahren zuvor löst die RAF sich offiziell auf: „Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte.“ WOLFGANG GAST

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen