: Energiewende als Jobmotor
Personalmangel trotz glänzender Aussichten. Die erneuerbaren Energien wurden erwartungsgemäß zum Jobmotor. Doch fehlen vielerorts qualifizierte Mitarbeiter
Wer sich für einen Beruf im Umfeld erneuerbarer Energien entscheidet, muss in den nächsten Jahren nicht um seinen Arbeitsplatz fürchten: Das enorme Wachstum bei diesen Technologien zieht einen erhöhten Bedarf an Fachpersonal nach sich.
Bis zu Jahr 2010 werden bis zu 300.000 Menschen im Bereich der Erneuerbaren Beschäftigung finden, prognostiziert der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). Es seien gar 500.000, wenn sich der Wärmesektor ähnlich entwickelt wie der Energiebereich.
Allerdings werde es zunehmend schwieriger, gut ausgebildetes Personal zu finden, klagen die Unternehmer. Der BEE rechnet für die nächsten Jahre mit einem jährlichen Mehrbedarf von 20 Prozent an Arbeitskräften. Noch gebe es jedoch keine eigenen Ausbildungs- und Studiengänge für erneuerbare Energien, weiß BEE-Präsident Johannes Lackmann, es steige also die Notwendigkeit, derartige Angebote zu schaffen. Der BEE warnt schon heute vor einem Fachkräftemangel im Bereich der Erneuerbaren.
Auch am Rande der diesjährigen Photovoltaikkonferenz im bayerischen Staffelstein Mitte März war das Problem der Arbeitskräfte nach Angaben von Teilnehmern durchaus Thema. Demnach hätten allein die im vergangenen Jahr installierten 65 Megawatt Leistung bei Solaranlagen – 20 Prozent der Weltproduktion – für über 6.000 neue Arbeitsplätze gesorgt. Und durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz seien in den letzten zwei Jahren mindestens rund 50.000 Arbeitsplätze neu geschaffen worden. Insgesamt arbeiteten 120.000 Menschen im Bereich erneuerbarer Energien, und damit „mehr als in der Steinkohle und Atomindustrie zusammen“, heißt es in der jüngsten Ausgabe des Solarstrom-Fachmagazins Photon.
Eine besondere Position innerhalb der erneuerbaren Energien nimmt indes die stark boomende Windbranche ein. Vor allem in strukturschwachen Gebieten belebe der Ausbau der Windkraftnutzung den Arbeitsmarkt, weiß man beim Bundesverband Windenergie (BWE). Allein in Deutschland zählte man im letzten Jahr etwa 35.000 Arbeitsplätze bei Herstellern, Zulieferern und Projektierern der Windkrafttechnik. Kaum bekannt sei bislang, dass die deutschen Windschmieden inzwischen nach der Autoindustrie zum zweitgrößten Abnehmer der Stahlindustrie geworden seien. Auch Anlagenbau, Kabel- und Chemische Industrie zählten nach Angaben des BWE zu den Gewinnern des Windbooms.
Mit einer im vergangenen Jahr neu installierten Windkraft-Leistung von 2.659 Megawatt ist Deutschland schon jetzt „Windkraft-Weltmeister“. Für dieses Jahr wird mit einem Zuwachs in ähnlicher Größenordnung gerechnet. Neben dem weiteren Ausbau an neuen Standorten gebe es für die Windbranche zwei relativ neue Geschäftsfelder, so der BWE. Das sei zum einen den Ersatz älterer Maschinen durch neue und leistungsstärkere Anlagen, das so genannte Repowering, zum anderen die maritime Windkraftnutzung durch „Offshore-Windparks“. Schon 2030 sollen nach Vorstellung der Bundesregierung etwa 25 Prozent des Strombedarfs durch Windkraft gedeckt werden, wobei 15 Prozent aus Offshore-Windfarmen stammen sollen. KATHARINA JABRANE
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