GIPFEL BUSH/ABDULLAH: DER SAUDISCHE FRIEDENSPLAN IST SO GUT WIE TOT: Immerhin: Das Öl fließt weiter
Eigentlich hatte das Treffen zwischen dem US-Präsidenten George W. Bush und dem saudischen Kronprinzen Abdullah schon voriges Jahr stattfinden sollen. Es wurde aber verschoben, weil die Saudis über die proisraelische Haltung der Bush-Administration verärgert waren. Zudem begann man in Washington, an der Bündnistreue der Saudis zu zweifeln, nachdem der Wüstenstaat sich gegen die Ausweitung des Antiterrorkrieges auf den Irak ausgesprochen hatte. So gesehen ist es ein Wunder, dass der Gipfel überhaupt stattgefunden hat. Und wenig verwunderlich, dass seine Ergebnisse für beide Seiten sehr mager ausgefallen sind.
Zum einen herrscht nach wie vor Uneinigkeit über die Zusammensetzung der Achse des Bösen. Die Saudis betrachten weiterhin nicht Saddam Hussein, sondern den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon als Bedrohung für Frieden und Stabilität im Nahen Osten. Das Regime in Bagdad kann sich infolgedessen eine Atempause leisten: Ein US-Angriff gegen Irak ist ohne Zustimmung Saudi-Arabiens unmöglich. Zum anderen konnte der saudische Prinz nicht die geringste Änderung an der Haltung der USA im israelisch-palästinensischen Konflikt erwirken. Bush will und kann vielleicht auch keinen Druck auf Israel ausüben. Der US-Präsident fordert zwar einen israelischen Abzug aus dem Autonomiegebiet. Er sagt aber nicht, wann, und hält noch immer an seiner These fest, Scharon sei ein Mann des Friedens. Die verbale amerikanische Unterstützung der saudischen Friedensinitiative nach der Zerstörung der Autonomiebehörde hat keinen praktischen Wert. Der saudische Friedensplan so gut wie tot.
Immerhin hat das Treffen auch eine gute Nachricht für die übrige Welt produziert: Saudi-Arabien will sein Öl nicht als Waffe im Nahostkonflikt einsetzen. Ob sich dieses Versprechen jedoch lange halten lässt, ist fraglich. Der Druck der Massen auf die Herrscher wächst angesichts der Bilder vom unerträglichen Leiden der Palästinenser tagtäglich – auch in den reichen arabischen Golfstaaten. Die Rufe nach einem Boykott amerikanischer Waren und dem Zudrehen des Ölhahns werden lauter.
ABDEL MOTTALEB HUSSEINI
Freier Journalist aus dem Libanon, lebt in der Eifel
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