piwik no script img

streitpunkt eins

Der Autohandel

Die EU-Kommission braucht weder die Regierungschefs noch das EU-Parlament um Erlaubnis zu fragen, wenn sie die „Gruppenfreistellungsverordnung“ ändern will. Diese Verordnung von 1995 erlaubt den Autoproduzenten, ihren Händlern die Vertriebsbedingungen zu diktieren. Dieses Privileg soll nun fallen.

Von der Neuregelung erhofft sich der zuständige Kommissar Mario Monti mehr Wettbewerb und niedrigere Preise auf dem Neuwagenmarkt. Da seine Pläne bei Autokanzler Schröder auf wenig Gegenliebe stoßen, suchte sich Monti Verbündete im Europäischen Parlament. Der konservative deutsche EU-Abgeordnete Christoph Konrad verfasste einen Bericht, in dem Montis Pläne – von Details abgesehen – positiv bewertet werden. Im Herbst läuft die derzeitige Regelung aus.

Schon im Juli will Monti die neue Verordnung wasserdicht haben. Dann soll die Abhängigkeit des Händlers vom Hersteller nach einer Übergangsfrist beendet werden. Künftig sollen Autohäuser nicht mehr verpflichtet werden können, sich auf den Verkauf einer Marke zu beschränken und Wartung und Service dafür zu garantieren. Sie können den Kundendienst an Subunternehmer oder freie Werkstätten abgeben, die dann vom Hersteller mit den nötigen technischen Details versorgt werden müssen.

Gerhard Schröder fürchtet „enorme Wettbewerbsnachteile für die deutsche Autoindustrie“, sollten Montis Pläne in die Tat umgesetzt werden. Aus ganz anderen Gründen sorgt sich die IG Metall: Sie sieht 100.000 Arbeitsplätze bei mittelständischen Händlern in Gefahr, da die Autobauer ihre Modelle künftig verstärkt direkt verkaufen würden, wenn die Bindung zwischen Händler und Hersteller falle. DPS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen