Nur „Zeitstehlerei“

Prozess gegen Kritischen Polizisten Thomas Wüppesahl geht zu Ende. Rüffel an Polizei und Staatsanwaltschaft

Gerhart Strate ist an sich ein gelassener Mensch. Und wenn dem viel beschäftigten Verteidiger mitten in einer Verhandlung genervt der Kragen platzt und er eine Verschärfung der Strafprozessordnung um den Tatbestand des „Zeitstehlens“ fordert, so ist das nicht nur rhetorisch gemeint. So beim gestrigen Verhandlungstag im Prozess gegen den Kritischen Polizisten Thomas Wüppesahl, gerichtet an die Adresse von Staatsanwaltschaft und Polizei, nachdem die beiden mutmaßlichen Geschädigten von zwei Verkehrsbagatellen ausgesagt haben. „Hier ist ein Vorfall unverhältnismäßig aufgebauscht worden“, erregt sich Strate.

In dem Verfahren geht es offiziell um Körperverletzung im Amt, Verfolgung Unschuldiger, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr sowie Nötigung. Die Tatbestände entpuppten sich mehr und mehr als Seifenblasen. So soll Wüppesahl einen LKW-Fahrer angefahren und verletzt haben, der ihn angeblich wegen Ausbremsens aufhalten wollte. „Er hat mich etwas berührt, doll war das nicht“, so gestern Brummifahrer Jürgen V. „Beschwerden hatte ich nicht.“ V‘s. Angaben über das Ausbremsen im Freihafen werden ohnehin durch den Fahrtenschreiber widerlegt. Selbst nach den Schilderungen des zweiten beteiligten PKW-Fahrers Bernd R. hatte es eigentlich keinen Grund gegeben, Wüppesahl festzuhalten.

Der Prozess endet am 10. Mai mit Plädoyers und Urteil. KVA