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Lehrer: Lange soll zurücktreten

Nach der Klausurtagung des Senats kam der Tag der Wahrheit für Schule und Hochschule: Lehrer sollen trotz anders lautender Zusicherung eine Unterrichtsstunde mehr arbeiten. Der Wissenschafts-Etat bekommt einen Deckel verpasst

Dräger stimmte die Hochschulen seit Wochen auf das Schlimmste ein

von KAIJA KUTTER

Was zählt das Wort eines Senators? Gar nichts, werden Hamburgs 16.000 Lehrer seit gestern denken. Noch im März hatte Schulsenator Rudolf Lange (FDP) ihnen versprochen, dass es eine „Erhöhung der Wochenarbeitszeit“ nicht geben werde. Gestern teilte er der Öffentlichkeit mit, dass im Zuge der Erhöhung der Beamtenarbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden auch die Lehrer eine Stunde mehr unterrichten sollen (siehe Seite 21). Die Details der Maßnahme, die 560 Stellen spart, soll eine neue „Lehrerarbeitszeitkomission“ regeln.

„Wenn Hamburg die 40 Stunden-Woche einführt, müssten wir eigentlich weniger unterrichten“, empört sich Arno Becker vom Deutschen Lehrerverband. So habe die von der Behörde eingesetzte Lehrerarbeitszeitkomission 1999 festgestellt, dass Hamburgs Pädagogen mit Vor- und Nachbereitung eine 45- bis 48-Stunden-Woche haben. Becker: „Die Lehrer haben als einzige Gruppe von den Arbeitszeitsenkungen der 90er nicht profitiert.“ Im Gegenteil habe es 1995 bereits einmal eine Pflichtstundenerhöhung gegeben.

„Herr Lange macht Politik nach dem Motto: Heute versprochen, morgen gebrochen“, empört sich auch GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm. „Er hat jede Glaubwürdigkeit verspielt und müsste jetzt eigentlich zurück treten.“ Von einem „Wortbruch“ spricht auch Lehrerkammer-Chefin, Margarete Eisele-Becker. Die Kürzung des Bildungsetats um 4 Prozent spreche dem „großmäulig im Wahlkampf versprochenen“ Schwerpunkt Bildung Hohn, so Eisele-Becker.

Einig sind sich die Verbände auch bei der angekündigten Privatisierung der Berufsschulen, die in Kooperation mit Handels- und Handwerkskammer in privateTrägerschaft überführt werden sollen. „Dies entzieht 60 Prozent der Jugendlichen dem staatlichen Bildungsauftrag“, mahnt Wilhelm. „Wir warnen vor diesem Schritt“, sagt auch Becker. „Der Staat kann nicht einen Teil der Schüler einer einseitigen Interessenlage aussetzen.“

Der FPD-Senator nahm übrigens die Kritik vorweg, indem er sagte: „Ich überlasse es anderen, mich als Umfaller zu bezeichnen. Ich sehe dies nicht so.“ Der Bildungsbereich werde „nicht übermäßig belastet“.

Viel geschickter als Lange hatte sich Jörg Dräger angestellt. Der parteilose Wissenschaftssenator stimmte die Hochschulpräsidenten vor Wochen auf das Schlimmste ein und rang ihnen mit seinem „Letter of Intent“ die Zustimmung zu einem radikalen Strukturprozess ab, der nun noch von einer Entmachtung der akademischen Selbstverwaltung per Hochschulgesetz-Novelle begleitet wird. Der Deal scheint gelungen. Der Senat habe in Jesteburg beschlossen, den Hochschulen für drei Jahre „Planungssicherheit auf der Grundlage des Haushalts 2002“ zu gewähren, teilte die Wissenschaftsbehörde gestern mit. Allerdings, so Sprecherin Sabine Neumann, noch ohne Inflationsausgleich.

Ungemütlich wird es an den Hochschulen auch ohne neue Sparquote. Was Dräger im „Letter of Intent“ vorwegnahm, fand sich in der gestrigen Senatspressemitteilung wieder: „Mehrfachangebote im Studienprogramm“, so heißt es dort, „sollen reduziert werden“. Rund zehn Prozent der Studienangebote stehen zur Disposition.

Bislang keine Reaktionen rief die gestern verkündete Auflösung des „Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung“ hervor. Der staatliche Träger von Erziehungshilfen galt schon unter Rot-Grün als uneffektiv.

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