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Zwei kleine Afrikaner in New York

Ein gehbehinderter Junge und eine Bürgerstochter vertreten die Kinder von Benin, ein Zentrum des Kinderhandels in Westafrika, beim UNO-Weltkindergipfel. „Die Ausbeutung von Kindern wird stark wahrgenommen“, sagt der Unicef-Sprecher

aus Cotonou HAKEEM JIMO

Axelle und Rodrigue waren noch nie in New York. Die größte Stadt Amerikas wird also auch ohne die Twin Towers für die beiden Kinder interessant. Außerdem haben sie ein volles Programm: Sie nehmen als Vertreter Benins am Weltkindergipfel teil.

„Unser größtes Problem in Benin ist die Armut“, sagt Rodrigue Agossou. „Das ist der Grund für Analphabetentum und schlechte medizinische Versorgung.“ Der 18-Jährige lebt mit seinen Eltern und fünf Geschwistern in Cotonous Stadtteil Dodomey. Hier gibt es keine gepflasterten Straßen. Viele Häuser bestehen aus Palmengeflecht.

Rodrigues Haus besteht aus Beton, aber statt Fenster gähnen nur Löcher. Die Familie hat noch nicht das Geld zusammen, um die Bauarbeiten zu beenden. Die Mutter ist Hausfrau und der Mann einfacher Angestellter. Der Bau ist unverputzt, und das Wellblechdach klappert ohne Unterbrechung in der feuchten salzigen Brise vom nahen Meer.

Rodrigue braucht Gehhilfen. Als er ein Jahr alt war, erkrankte er an Polio. In seiner Freizeit engagiert sich der Schüler in einer Gesundheitsorganisation. So wurde das UN-Kinderhilfswerk Unicef auf ihn aufmerksam.

Mit ihm nach New York reist die 12-jährige Axelle Gansou. Ihre Eltern sind Arzt und Rechtsanwältin. Mit drei Geschwistern lebt sie behütet im gutbürgerlichen Stadtteil Vêdoko. Anders als Rodrigue, der Benin noch nie verlassen hat, kennt Axelle schon Paris und Abidjan.

„Die Rechte vieler Kinder werden nicht geachtet“, findet Axelle trotzdem. „Viele werden schlecht ernährt. Allgemein leben zu viele Kinder in Benin unter schlechten Umständen. Kinderhandel habe ich noch nie mit eigenen Augen gesehen. Aber ich kenne das Problem aus dem Fernsehen.“

Den Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern steht an dritter Stelle bei einer Umfrage unter fast 26.000 beninischen Kindern über ihre Forderungen an die Politik, die Unicef letztes Jahr veranstaltete. An erster Stelle steht der Kampf gegen Aids, danach der Kampf gegen die Armut. „Die Ausbeutung von Kindern, also Kinderhandel und Kinderarbeit, wird stark wahrgenommen“, sagt Nicolas Pron, Unicef-Sprecher in Benin. „Wir haben mit Axelle und Rodrigue darüber gesprochen. Das ist ein dubioses Geschäft, das man erst mitbekommt, wenn man selbst betroffen ist.“

Im April 2001 machte Benin weltweit Schlagzeilen, als das Schiff „Etireno“ mit mutmaßlich in die Sklaverei verkauften Kindern nach einer Irrfahrt an Westafrikas Küste in Cotonou landete. Noch immer befinden sich Teile der Crew und der Schiffsagent der „Etireno“ im Gefängnis. Der Richter hat zu den Anschuldigungen gegen sie nun offiziell den Tatverdacht des Kinderhandels hinzugefügt.

Vor ein paar Wochen konnte Nicolas Pron einige der damals auf dem Boot aufgeschnappten Kinder wiedersehen. Sie gingen wieder zur Schule mit einer Hingabe wie nie zuvor, berichtet er. Die Eltern bedauerten, was geschehen sei. „Zur Konferenz wollten wir diese Kinder nicht schicken, weil die seelischen Wunden noch nicht verheilt sind“, meint er. „Aber sie sind Advokaten für den Kampf gegen Kinderhandel und Kinderarbeit“.

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