: Transit auf Zypern
Europa soll ausgewiesene Palästinenser aufnehmen. Nikosia fungiert erneut als Mittler zwischen allen beteiligten Seiten
BERLIN taz ■ Zumindest komfortabler dürfen die 13 ausgewiesenen Palästinenser seit gestern wohnen: Von der Bethlehemer Geburtskirche Jesu flogen die Ausgewiesenen nonstop ins zypriotische Larnaka. Dort werden sie vorläufig in einem streng bewachten Hotel untergebracht. In einigen Tagen, so die Hoffung der Diplomaten, werden sich die europäischen Staaten darüber verständigt haben, welche Staaten sich als endgültige Exilländer zur Verfügung stellen. Neben Italien, Österreich, Griechenland und Luxemburg ist auch Kanada als Zufluchtsort im Gespräch.
Der Transit in Larnaka war notwendig geworden, weil sich Italien zuvor geweigert hatte, alle 13 Exilierten aufzunehmen. Zypern, nur eine halbe Flugstunde von Tel Aviv entfernt, bot sich dabei geradezu an: Die Regierung in Nikosia verfügt über traditionell gute Kontakte zu den arabischen Staaten und unterhält zugleich seit Jahrzehnten diplomatische Beziehungen zu Israel. Immer dann, wenn es um heikle Begegnungen geht, ist die Insel eine gute Adresse – sei es bei Geheimverhandlungen zu Afghanistan oder Gesprächen zwischen dem Iran und den USA, die dort zuletzt stattgefunden haben sollen.
Auf Zypern bestehen zudem zwei autonome britische Militärstützpunkte. Eine britische Militärmaschine vom zypriotischen Stützpunkt Akrotiri war es denn auch, die die Exilierten nach Larnaka brachte. Großbritannien ist neben den USA in Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern engagiert. Vor kurzem vereinbarten alle beteiligten Seiten, dass britische und US-Kräfte die palästinensischen Mörder des israelischen Tourismusministers Seewi in einem palästinensischen Gefängnis bewachen. Dieser kunstvolle Kompromiss trug dazu bei, dass Palästinenserpräsident Jassir Arafats Hausarrest durch Israel aufgehoben wurde. KLH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen