BUNDESPOLITISCH HAT DIE SCHILL-PARTEI IHRE ZUKUNFT HINTER SICH
: Die letzte Party

Den Namen Ronald Schill werden sich die Parteienhistoriker nicht merken müssen. Der Politrichter, der im vergangenen September in Hamburg mit einem Urknall die bis dahin fest gefügte Parteienlandschaft gesprengt hatte, ist an seiner Grenze angelangt. Der Bundesparteitag der „Schill-Partei“ am vergangenen Wochenende dürfte die letzte große Party des Aufsteigers gewesen sein.

Mit der Ausdehnung seiner Partei über Hamburg hinaus hat sich Schill überfordert. Das hat das Scheitern bei den Wahlen in Sachsen-Anhalt überdeutlich gemacht. Ein Bundesland mit einer solch fragilen Parteienstruktur hätte die idealen Rahmenbedingungen für einen Wahlsieg abgeben müssen. Dass Schill es selbst dort nicht geschafft hat, hat alle Blütenträume platzen lassen. Deshalb zieht der Vorsitzende jetzt die Notbremse und sich selbst aufs Hamburger Terrain zurück. Denn zum bundesweiten Ruhm fehlt Schill schlicht die Statur. Für die Medien war er eine Weile chic – der Quereinsteiger, der aus Protest die Etablierten vor sich herjagt und abends in Nobelclubs feiert. Ein Paradiesvogel, den man bei Sabine Christiansen am Sonntagabend bestaunen konnte. Doch dieser mediale Effekt hat sich schnell verflüchtigt.

Schill ist kein Charismatiker, seine Überzeugungen strotzen vor Beliebigkeit, und im Zweifelsfall ist Guido Westerwelle denn doch der bessere Gag-Lieferant. Auch ein Haider war der Hamburger Amtsrichter nie – Schill hatte nie eine funktionierende Parteiorganisation hinter sich. Im Gegenteil: Der Parteitag machte überdeutlich, dass es sich bei den Schill-Getreuen nur um eine Ansammlung von älteren Männern handelt, mit denen man keinen Blumentopf gewinnen und schon gar keine Fünfprozenthürde überwinden kann.

So bleibt Ronald Schill eine Hamburger Lokalgröße. Irgendwann wird er den Spaß an der Politik wieder verlieren. Wenn „Richter Gnadenlos“ das Rampenlicht ausgeknipst wird, dann wird auch der Reiz des Herumsitzens in Parlamenten schnell verflogen sein. Der Rechtspopulismus in Deutschland wird sich eine andere Führerfigur suchen müssen, wenn er Erfolg haben will. PETER AHRENS