Wirtschaft trennt

Künftig sollen auch Gewerbebetriebe Abfälle sortieren. Für kommunale Verwertungsbetriebe ist das gut

BERLIN taz ■ Wie jeder private Haushalt müssen bald auch Wirtschaftsbetriebe ihren Müll trennen. Hinter den Fabriken und Bürogebäuden werden Container stehen: der eine für Glas, der andere für Kartons, ein dritter für Kunststoffe und so weiter. Was die Manager und Beschäftigten bisher nur aus der heimischen Küche kannten, wird wahrscheinlich ab 1. Januar 2003 auch für die Arbeitsplätze gelten: Gestern verabschiedete das Bundeskabinett die Gewerbeabfallverordnung.

Bisher noch fahren Müllfirmen die Abfälle weitgehend unsortiert auf die Deponie und kippen sie dort ab. Allenfalls ein paar Holzpaletten oder Eisenträger werden vorher herausgezogen, um dem Wegwerfen den Anschein einer Verwertung zu geben. Die neue Verordnung, die Bundesrat und Bundestag bereits passiert hat, soll diesen Zustand beenden: 85 Prozent der „gewerblichen Siedlungsabfälle“ müssen dann sortiert und verwertet werden. Für Kunststoff bedeutet das in der Regel Verbrennung, für Glas, Papier und Metalle oft Wiederbenutzung als Rohstoff.

Neben ökologischem Fortschritt bringe die Mülltrennung mittelfristig auch Vorteile für die Bürger, sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) gestern in Berlin: „Sie müssen nicht mehr mit ihren Gebühren die Leerstände in den Anlagen der Müllentsorgung bezahlen.“ Durch die zusätzliche Auslastung gerade kommunaler Müllbehandlungs- und -verbrennungsanlagen würden deren Kosten sinken, was die Betriebe in Form geringerer Gebühren an die privaten Haushalte weitergäben. Heute noch laufen viele Anlagen mit halber Kraft, da ihnen der Müll fehlt.

Trittin wandte sich gegen die von privaten Unternehmen „immer geforderte Liberalisierung der Abfallwirtschaft“: „Die Bundesregierung lehnt das ab.“ Stattdessen solle die kommunale Entsorgung aufrechterhalten und gestärkt werden. Nur sie gewährleiste die notwendigen Kontrollen, um illegale Deponierung und Vermischung von Abfällen zu verhindern.

Trittin nimmt für sich in Anspruch, die Müllentsorgung während seiner Amtszeit umfassend geregelt zu haben. Ab 2005 dürfe kein unbehandelter Müll mehr auf Deponien abgekippt werden, ökologisch unzulängliche Halden würden spätestens 2009 stillgelegt.

HANNES KOCH