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Gepflegte grüne Demo im Chaos

Die Partei bricht ihre Kundgebung nach Protesten und Störungen von radikal-linken Demonstranten ab

BERLIN taz ■ Am Anfang sieht alles nach einer routinierten grünen Kundgebung gegen George Bush aus. Auf einem kleinen Platz in der Mitte Berlins haben sich rund 150 Profi-Demonstrierer in gebremster Erregung zusammengefunden. Es dominiert der gepflegte kritische Ton gegenüber der amerikanischen Regierung. Die Luft wird beherrscht von Plakaten aus der Serienproduktion des Parteivorstandes.

So richtig auf die Straße getraut hat sich die grüne Regierungspartei ja nicht. Am Donnerstag begrüßt sie den amerikanischen Präsidenten im Bundestag, da wollte sie nicht gleichzeitig die Großdemonstration der Friedensbewegung unterstützen. Also erscheinen die Parteichefs Claudia Roth und Fritz Kuhn nur auf der kleinen Kundgebung ihres Berliner Landesverbandes. Mit der Routine dieser Veranstaltung ist es schon nach 20 Minuten vorbei. 30 radikal-linke Demonstranten stürmen die Bühne, ausgerechnet in dem Moment, als der amerikanische Sozialwissenschaftler Norman Birnbaum George W. Bush kritisiert. Die jungen Leute sind gut organisiert. Übers Megafon skandieren sie „Ihr seid Verräter, wir sind eure Wurzeln“. Die Polizei greift ein. Reinhard Bütikofer, der grüne Geschäftsführer, kämpft sich zum Mikro durch. „Wer ausgerechnet einen Amerikaner daran hindert, Bush zu kritisieren, der hat von Demokratie nichts begriffen“, schreit Bütikofer. Er ist nicht zu verstehen. Das Chaos regiert. Die Grünen brechen ab.

Kuhn gibt sich hinterher professionell. „So etwas muss man aushalten“, sagt er. Aber sauer sind die Grünen schon. Eine halbe Stunde später präsentieren sie ihren amerikanischen Gast in aufgeräumter Atmosphäre in der grünen Parteizentrale. Roth spricht von einem „Akt der Intoleranz“. Aber wenigstens Birnbaum lächelt. „Dieser kleine Skandal“, sagt er, „verstärkt meinen Glauben als Professor, dass man nicht nur Marx braucht, um Politik zu verstehen, sondern auch Freud.“ JENS KÖNIG

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