Eklat in der Großen Koalition: Eckhoff läßt Lemke auflaufen

■ SPD: CDU blockiert Konsequenzen aus Pisa / 76 Lehrer weniger

Bildungssenator Willi Lemke (SPD) hat gestern in der Deputationssitzung die Zahlen für das kommende Schuljahr vorgelegt: Die Zahl der verfügbaren Lehrerstunden soll von derzeit 121.480 auf 119.450 reduziert werden, das entspricht einem Rückgang von 76,5 Vollzeit-Lehrerstellen. Ermäßigungsstunden sollen erheblich gekürzt werden, um das Defizit aufzufangen, im Umfang von 34,7 Vollzeit-Stellen muss aber auch direkt Unterricht gekürzt werden. „Ein jetzt schon so dünn gespanntes Netz wird spätestens zum Schulanfang reißen“, sagt der GEW-Landesvorstandssprcher Jürgen Burger dazu. „Einzelne Schulen befürchten, dass die Unterrichtsversorgung nicht gesichert ist“, berichtet der CDU-Bildungspolitiker Claas Rohmeyer. Von den 34 Stellen würden Stunden im Umfang von 20 Stellen durch qualifitierte Honorarkräfte ersetzt, sagt der Sprecher der Bildungsbehörde.

Lemke wollte gleichzeitig den Politikern der Bildungsdeputation ein umfangreiches Maßnahme-Bündel zum Thema „Konsequenzen aus den Ergebnissen der Pisa-Studie“ zur Kenntnis geben: Zwei Stunden Unterricht mehr ab der ersten Klasse in der Grundschule, Sprachförderung für Migrantenkinder, Angebote von Ganztags-Schulen, drastische Senkung der Sitzenbleiber- und Abbrecher-Quote in der Sekundarstufe I. Das kostet in den beiden Jahren des beschlossenen Doppelhaushaltes 2002/2003 insgesamt rund sieben Millionen Euro mehr. Das Geld dafür würde Lemke gern über einen „Kontrakt“ mit dem Finanzsenator bekommen: Ab dem Haushalt 2008 solle es „absehbare Einsparungen“ geben, etwa dadurch, dass weniger die Schule ohne Abschluss verlassen.

Bis auf die Ganztags-Angebote seien die Vorschläge inhaltlich „weitgehend unstrittig“, sagte Rohmeyer, „aber sie sind nicht finanziert.“ Nach Rücksprache mit seinem Fraktionsvorsitzenden Jens Eckhoff blockierte Rohmeyer die Beschlüsse: Ein weiterer Zwist in der Großen Koalition. Bevor die CDU mehr Geld für den Bildungsbereich ausgebe, erklärte Eckhoff der taz, müsse Lemke „das Geld, das er hat, sinnvoller ausgeben“. Die CDU will die Orientierungsstufe abschaffen und flächendeckend das Abitur nach 12 Jahren einführen. Und bei den teuren einzügigen Gy-Abteilungen der Schulzentren müsse gespart werden. Bevor jetzt einzelne teure Konsequenzen aus „Pisa“ beschlossen würden, sollten die Bremer Ergebnisse, die am 1. Juli vorliegen, diskutiert und die Gesamtsituation analysiert werden, meine Eckhoff. „Die CDU verweigert sich mit ideologischen Scheuklappen den Konsequenzen aus der Pisa-Studie“, schimpfte die SPD-Bildungspolitikerin Ulrike Hövelmann. K.W.