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Klares Fazit: Lernt Polnisch!

Der taz-kongress diskutierte in Słubice über Zustand und Zukunft in den deutsch-polnischen Grenzregionen

SŁUBICE taz ■ Eigentlich, meinte der polnische Philosoph und Leiter des Collegium Polonicum Słubice, Krzysztof Wojciechowski, eigentlich sei doch alles ganz einfach: Auf polnischer Seite stimmten Wille und Flexibilität, doch es fehle an Know-how und Infrastruktur. In Deutschland sei es umgekehrt.

Der taz-kongress on tour hatte am Donnerstag die EU-Osterweiterung schon vorweggenommen: Am „anderen“ Oderufer, im polnischen Słubice, ging es deutsch, polnisch und simultanübersetzt um die Grenzregion und ihre Doppelstädte auf beiden Seiten des Flusses.

Dass der auch zehn Jahre nach der Grenzöffnung mehr teilt als verbindet, machte Ruth Henning von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Brandenburg am ganz konkreten Beispiel fest: Wirklich schön sei das Oderufer weder auf deutscher noch auf polnischer Seite. „Es gibt kaum Brücken, keine Fähren und keine Schiffe.“ Die touristische Erschließung lasse auf sich warten. In der für die Region auf polnischer Seite zuständigen Verwaltungshauptstadt Stettin wird ebenfalls gebremst: „Touristikübergänge“, so der ehemalige Gubiner Bürgermeister und polnische Parlamentsabgeordnete Czeslaw Fiedorowicz, seien schwer durchsetzbar.

Auch sonst sei der kurze Weg über die Oder viel zu lang: „Wer Waren von Słubice nach Frankfurt bringt, steht an der Grenze genauso lange in der Warteschlange wie der Transkontinentaltransport von Moskau nach Portugal.“ Alles, was keine Subventionen erfordere, sei schon gelaufen. „Was fehlt, sind wirklich große wirtschaftliche Pilotprojekte“, an denen sich, so Fiedorowicz, beide Staaten finanziell beteiligen müssten. „Was noch drin ist, sind Dienstleistungen.“ Doch hier scheitern große Sprünge oft an der Sprachbarriere, der von offizieller Seite lange mit amtlicher Ignoranz begegnet wurde: „Erst seit zwei Jahren ist bei der Brandenburger Regierung der Groschen gefallen, dass man eben auch Polnisch lernen muss“, sagte Henning.

Staatliche Initiativen forderte auch der Soziologe Ulf Matthiesen vom Institut für Regionalentwicklung Erkner, der das deutsch-polnische Grenzgebiet eingehend beforscht hat: „Bei allem Respekt für die vielen bewundernswerten lokalen und privaten Inititaiven – es geht nicht ohne Staat.“ Konkrete Konzepte müssten zudem sofort entwickelt werden, nicht erst nach dem EU-Beitritt Polens 2004.

Doch der politische Einsatz für die Grenzregion beschränkt sich überwiegend auf wohlfeile Sonntagsreden: „Weder der Bund noch das Land Brandenburg haben gewagt, hier wenigstens ein kleines soziales und wirtschaftliches Experiment zu starten“, kritisierte Wojciechowski. Selbst an der Europa-Universität Viadrina werde die Verlängerung der Arbeitserlaubnis für die polnischen Mitarbeiter mit Sitz in Frankfurt (Oder) jedes Jahr erneut zum Problem.

Dennoch ist für ihn die Viadrina, die mit der Universität Poznań auch das Collegium Polonicum trägt, ein Meilenstein: „In den ersten zehn Jahren ist hier mehr passiert, als ich je für möglich gehalten habe. Aber der Appetit wächst beim Essen.“

Ein Bildungsufo?

Für Ulf Matthiesen bleibt die Hochschule dagegen ein „Bildungsufo“, das kaum auf Stadt und Land ausstrahle. „Wer hier studiert, findet keine echte Berufsperspektive“, meinte auch Michael Kurzwelly, „die Grenzregionen sind noch nicht so weit.“ Der bilinguale Künstler versucht seit mehreren Jahren mit seiner Initiative „Słubfurt“ die Oder zu überbrücken. Damit daraus keine „künstlichen Begegnungen“ werden, will Kurzwelly „aufzugreifen, was schon vorhanden ist.“ – Nur scheitern solche Projekte oft genug an mangelhafter Infrastruktur und blanker Unkenntnis der Behörden.

Und an der Sprachbarriere – besonders auf deutscher Seite. Das einzige in Brandenburg derzeit für den Schulunterricht zugelassene Polnischlehrbuch jedenfalls stammt noch aus DDR-Zeiten. STEFFEN GRIMBERG

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