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Weniger Freikarten

Kulturverwaltung prüft auf Antrag der SPD Sparpotenziale bei der Vergabe von Freikarten an Theatern. Effekt fraglich

Politiker, Journalisten und andere Schnorrer gehen viel zu oft ins Theater – jedenfalls nehmen sie viel zu oft großzügig verteilte Freikarten in Anspruch, sodass den öffentlich finanzierten Theatern dabei jährlich über 4 Millionen Euro durch die Lappen gehen. Findet der SPD-Abgeordnete Bert Flemming. Bereits auf der vergangenen Sitzung des Unterausschusses Theater hat er darum den Antrag eingebracht, die Kulturverwaltung möge prüfen, welche Bühnen an wen wie viele Karten verschleudert und welche Einsparpotenziale sich folglich ergeben.

Auch Kultursenator Thomas Flierl (PDS) findet, es habe sich eine zu großzügige Handhabung eingeschlichen. Wie es zum Beispiel die Staatsoper schaffe, pro Inszenierung etwa 1.000 Freikarten zu vergeben, sei ihm unverständlich. Die von Flemming vorgestellten Zahlen halte er jedoch für zu hoch gegriffen. „Wir wollen diesen Vorschlag auf realistische Füße stellen“, sagte Flierl auf der gestrigen Sitzung des Kulturausschusses.

Die Idee dahinter: Weniger Freikarten führen zu mehr verkauften Karten, diese potenziellen Mehreinnahmen würden bei den Zuschüssen einfach gestrichen. Die Krux dabei: Freikarten verursachen kaum Kosten, sondern allenfalls potenzielle Einnahmeausfälle. Niemand vermag zu sagen, wie viele Freikarten sich in verkaufte Karten wandeln lassen – die Zuschüsse wären trotzdem weg.

Flierl hofft, auf diesem Weg immerhin über eine Million Euro einsparen zu können. Genau die Summe, die man bräuchte, um der Volksbühne die längst versprochenen und jüngst erneut gestrichenen 818.000 Euro zusätzlich zu gewähren und das Gripstheater mit 205.000 Euro vor der Insolvenz zu retten. Beide Posten hat der Kulturausschuss gestern einstimmig empfohlen. Das Grips soll Geld aus der Finanzspritze für das Carrousel-Theater bekommen. Die Frage, woher das zusätzliche Geld für die Volksbühne stammen soll, blieb bei der Formulierung „Umschichtung“ innerhalb des Kulturhaushalts allerdings ziemlich unbeantwortet. Freikarten?

Den Anstoß zum Freikartensparen hatte Claus Peymann bereits Mitte März geliefert. Der Intendant des Berliner Ensembles (BE) hatte Journalisten geraten: „Bezahlen Sie doch ihre Freikarten selbst.“ Wenn das auch Politiker täten, könnten allein am BE etwa 184.000 Euro jährlich gespart werden. Auf alle Berliner Bühnen hochgerechnet, müsste die Summe ausreichen, um das „Haushaltsloch auf einen Schlag zu stopfen.“ JAN ROSENKRANZ

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